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Kognitive Verzerrungen – 10 typische Denkfehler

Kognitive Verzerrungen lassen unser Denken in einem irrationalen Licht dastehen. Im Laufe unserer Entwicklung haben wir es uns vielerorts zunutze gemacht. Zum Beispiel gewisse Abkürzungen oder Automatismen im Denken zu verwenden, die oftmals nützlich sind und vermeintlich dafür sorgen, dass wir gewisse Situationen besser und schneller einschätzen können. In diesem Artikel lernst du 10 häufige Denkfehler kennen und lernst Beispiele, wie sie dir in deinem Alltag begegnen können.

Kognitive Verzerrungen, StudySmarter

Mit unserer Denkweise entwickeln wir im Laufe unseres Lebens zunehmend eine sogenannte kognitive Neigung, bei der es sich um eine Art Fehlzündung im Gehirn handelt und bei der wir zunehmend an Objektivität verlieren. Auch dir ist dieser Fehler sicherlich schon häufig passiert. Im Folgenden haben wir für dich daher einmal ein paar häufige, kognitive Verzerrungen aufgelistet, die du in deiner Denkweise in Zukunft tunlichst vermeiden solltest.

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1. Kognitive Verzerrung: Ankerheuristik

– wie du dich immer wieder von zugrunde liegenden Zahlen beeinflussen lässt

Bei der sogenannten Ankerheuristik (oder auch als „Ankereffekt“ bekannt) handelt es sich um ein Phänomen, bei dem du dich unterbewusst an den von anderen Menschen genannten Zahlenwerten orientierst. Die jeweilige Zahl wird daher als „Anker“ bezeichnet, weil diese den Bezugspunkt deines Denkens markiert, an dem du dich im weiteren Verlauf deiner Überlegungen orientierst.

Eine der besten Beispiele hierfür ist z.B. die Gehaltsverhandlung im Job oder der Kauf eines Autos von Privatpersonen. In beiden Fällen wird sich dein tatsächliches Gehalt oder der Kauf-, bzw. Verkaufspreis des Fahrzeugs an der zuerst genannten „Ankerzahl“ orientieren, die in beiden Fällen die unterbewusste Grundlage für die Verhandlung bilden wird.

 

2. Kognitive Verzerrung: Sunk-cost fallacy

– hast du bereits Anstrengungen in eine Sache investiert, wird dir deren Abbrechen durch diese kognitive Verzerrung schwerfallen 

Der berühmte (vermeintliche) „Place-of-no-Return“ beschreibt das Gedankengut hinter dieser kognitive Verzerrungen sicherlich am besten. Es geht hier um die Tendenz im Denken, dass du eine erfolglose Sache, in die du bereits Zeit, Geld und Anstrengung investiert hast, nicht so einfach wieder abbrechen kannst. Umschrieben wird dies in diesem Fall mit irreversiblen Kosten (den „sunk-costs“), die im Zuge eines Projekts oder eines Kaufs bereits entstanden sind und nicht wieder rückgängig gemacht werden können.

Ein sehr gutes Beispiel hierfür ist die Spielsucht. So fällt es Spielsüchtigen in Spielhallen oftmals schwer zu gehen sobald sie einen bereits hohen Verlust erfahren mussten. Denn dank diesen kognitiven Verzerrungen wird das Abbrechen einer Aktion als schmerzlich empfunden, sobald bereits zu viel Input in die Sache „investiert“ wurde. Oftmals ist es für dich jedoch besser, alle Zelte abzubrechen, selbst wenn du schon einiges an Energie in eine Sache oder ein Projekt investiert hast.

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3. Kognitive Verzerrung: Verfügbarkeitsheuristik

– bei dieser kognitiven Verzerrung hältst du in deinem Denken immer wieder an allgemeinen Faustregeln fest

Die sogenannte Verfügbarkeitsheuristik stellt einen systematischen Denkfehler dar, der das Einbeziehen allgemeiner Faustregeln in Situationen mangelnder Informationsgrundlage widerspiegelt. Kognitive Verzerrungen a la bonheur. Anstatt sich der schwierigen Frage zu widmen und eigene Denkanstrengungen in Gang zu setzen, wirst du eher dahin tendieren, dich an allgemeine Ereignisse mit hoher Häufigkeit zu erinnern, in denen die etwaige Situation bereits einmal vorherrschend gewesen ist. Datengrundlage für jene Denkfehler sind folglich eigene Erlebnisse, Eindrücke oder Erfahrungen sowie Berichte aus Massenmedien.

Ein typisches Beispiel für diese Art der kognitiven Verzerrungen ist z.B. Flugangst. Hast du erst neulich einen Bericht über einen Flugzeugabsturz gesehen, wird es dir in deinem Fall schwerer fallen, wieder ein Flugzeug zu besteigen, da du mit dem Fliegen fortan Abstürze oder anderweitige, gefährliche Situationen verbindest, obwohl Flugzeuge statistisch gesehen die sichersten Verkehrsmittel darstellen.

 

4. Kognitive Verzerrung: The curse of knowledge

– wie du aufgrund zu viel Wissens deine Mitmenschen überschätzt

Auch „Der Fluch des Wissens“ genannt. Beschreibt diese kognitive Verzerrung eine Situation, bei der du bei der Kommunikation mit deinen Mitmenschen oft eigenes Wissen voraussetzt und es dir schwerfällt, dich in den Wissensstand deiner Zuhörerinnen und Zuhörer hineinzuversetzen.

So kann sich beispielsweise eine Professorin oder ein Professor oft nicht in die zunächst schwierige Ausgangslage von Erstis hineinversetzen. Prinzipiell tritt dieser Denkfehler oft auf, wenn über einen großen Fundus an Wissen oder Know-how in einem Fachgebiet verfügt wird, dir aber noch relative unerfahrene Zuhörerinnen und Zuhörer gegenüberstehen.

 

5. Kognitive Verzerrung: Bestätigungsfehler

– Nur das sehen, was man möchte

Kennt absolut jeder. Eine weiteres Element der kognitiven Verzerrungen ist auch der berühmt-berüchtigte Bestätigungsfehler. Dieser zielt darauf ab, dass du dir nur jene Informationen zur Lösung einer Aufgabe oder Thematik heranziehst, die bereits zu deinen Vorstellungen und Erfahrungen darüber passen.

Sind in einer Prüfung im Multiple-Choice-Teil z.B. mehrere Antworten vorgegeben, von denen nur eine richtig ist und die falschen Antworten rufen bei dir jedoch fälschlicherweise Erinnerungen hervor, wirst du dich automatisch an den falschen Antworten orientieren. Auf der anderen Seite sorgt dieser Fehler vielerorts auch für Vorurteile gegenüber deinen Mitmenschen, bei denen du dann eher zur Suche nach Fehlern neigst, um deine Vorurteile zu bestätigen.

 

6. Kognitive Verzerrung: Danning-Kruger-Effekt

– bei diesen kognitiven Verzerrungen überschätzt du dich selbst und unterschätzt andere

Diese der kognitiven Verzerrungen beschreibt hingegen eine fehlerhafte Neigung, bei der inkompetente Personen das eigene Wissen zu hoch einschätzen und jenes ihrer (kompetenteren) Mitmenschen stark unterschätzen. Der Begriff geht auf die US-amerikanischen Sozialpsychologen David Dunning und Justin Kruger zurück, die diesen Denkfehler 1999 entdeckten. Demnach führt Unwissenheit bei einer Sache meist zu mehr Selbstvertrauen, als tatsächliches Wissen und wirkliche Kompetenz. Schwache Leistungen gehen folglich mit größeren Selbstüberschätzungen einher, als starke Leistungen.

Ein Beispiel: Neulinge in irgendeinem Hobby, die sich anfangs extrem schnell verbessern, halten sich oftmals für überaus talentiert. Steigt jedoch deren Erfahrungslevel, wächst in der Regel auch das Wissen um die eigenen Fähigkeiten und Grenzen.

 

7. Kognitive Verzerrung: Barnum-Effekt

– wenn du allgemeingültigen Aussagen deiner Mitmenschen zu viel Bedeutung beimisst

Diese Art von kognitive Verzerrungen ist auch bekannt als „Forer-Effekt“. Sie bezeichnet die Tendenz, dass du Aussagen, Einschätzungen oder Informationen deiner Umwelt oder deiner Mitmenschen zu viel Bedeutung beimisst und diese auf deine eigene Person überträgst. Der Effekt geht auf den Zirkusgründer Phineas Taylor Barnum zurück. Dieser hatte unter anderem ein Kuriositätenkabinett, welches „für jeden Geschmack etwas bieten sollte“. Ein klassisches Beispiel für diese kognitive Verzerrung sind z.B. Horoskope, die vage und allgemeingültige Aussagen treffen, die aber oft und gern auf die eigene Person validiert werden.

 

8. Kognitive Verzerrung: Halo-Effekt

– durch diese kognitive Verzerrung schätzt du attraktive Menschen oft als sympathisch ein

Bei diesem Effekt der kognitiven Verzerrung schließt du aufgrund bekannter, positiver Eigenschaften einer Person darauf, dass auch die dir unbekannten Eigenschaften einer Person positiv sein müssen. Ist dir eine Person also erst einmal sympathisch, wirst du unterbewusst sämtlich, von dir geschätzten, positiven Eigenschaften auf diese übertragen.

Ein gutes Beispiel dafür ist das Kennenlernen einer fremden Person in einer Diskothek. Gefällt dir die betreffende Person optisch gut und wirkt sympathisch? Du wirst du automatisch denken, dass diese auch weitere, positive Eigenschaften wie z.B. Ehrlichkeit, Klugheit oder Freundlichkeit verinnerlicht.

9. Kognitive Verzerrung: Attributionsfehler

– wie du deinen Mitmenschen aufgrund von situativem Fehlverhalten allgemein schlechte Attribute zusprichst

Hierbei handelt es sich um die Neigung, dass man aufgrund dispositionaler Eigenschaften einer Person auf deren Einstellungen, Meinungen oder Verhaltensweisen schließt. Du schreibst aufgrund einer Ursache derjenigen Person also eine Eigenschaft, bzw. eine Verhaltensweise zu. Dabei handelt es sich zunächst um den fundamentalen Attributionsfehler.

Beispiel: Du schreibst einer Person fälschlicherweise gewisse Charaktereigenschaften zu, weil diese Ausländer ist. Eine weitere Ausprägung ist der ultimative Attributionsfehler. Bei diesem schreibst du einer Person Charaktereigenschaften aufgrund der Zugehörigkeit zu einer sozialen Gruppe zu. Aber ja nicht das gemeinsame Lernen mit den Kommilitonen verpassen – das bringt viel mehr Effizienz, als du glaubst.

 

10. Kognitive Verzerrung: Blind-spot-Bias

– wenn du dich eigentlich von kognitiven Verzerrungen unbeeinflusst fühlst

Diese kognitive Verzerrung beschreibt die sogenannte Verzerrungsblindheit, bei der du dich tendenziell für unbeeinflusst einschätzt, wenn dies aber nicht der Fall ist. Dem Effekt liegt der optisch „blinde Fleck“ analogisch zugrunde. Der Vorgang bei dieser kognitiven Verzerrung wird oft auch als „introspektive Illusion“ bezeichnet. Befragt man beispielsweise eine große Menge an Personen, ob diese voreingenommener als der Durchschnitt wären, antworten in der Regel die meisten (ganz gemäß Blind-spot-Bias), dass diese unvoreingenommener seien.

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Kognitive Verzerrungen vermeiden

Das Wissen um die kognitiven Verzerrungen kann für dich im Uni- oder späteren Job-Alltag von entscheidendem Vorteil sein. Zum Beispiel währen der Klausurenphase. Denn mit dem Wissen um diese bist du deinen Mitmenschen in der Regel einen Schritt voraus. Du kannst die betreffenden Fehler selbst meiden oder diese sogar zu deinem Vorteil nutzen – z.B. den Halo-Effekt im Jobinterview. Wichtig ist es dabei aber auch, dass du so besser erkennen kannst, wie deine Mitmenschen in bestimmten Situationen denken und reagieren. Darüber hinaus kannst du dich mit dem Wissen um die kognitiven Verzerrungen auch immer wieder selbst überprüfen dich in deiner Selbstwirksamkeit verbessern.