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Mario und der Zauberer

"Mario und der Zauberer" ist eine Novelle des deutschen Schriftstellers und Literaturnobelpreisträgers Thomas Mann. Das Werk entstand zwischen 1926 und 1929 und erschien 1930, also drei Jahre vor der Machtergreifung Hitlers. Thomas Mann greift die faschistischen und nationalistischen Strömungen, die zunächst in Italien herrschten und sich schließlich auch in Deutschland etablierten, auf. Die Handlung basiert auf dem Italienurlaub Thomas Manns im Jahr 1926. 

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Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis

Springe zu einem wichtigen Kapitel

    Eine Novelle ist ein epischer Text, der in seiner Länge zwischen einer Kurzgeschichte und einem Roman liegt. Die Novelle handelt von nur einem Ereignis und ist daher meist klar strukturiert. Oft folgt die Novelle auch einem Leitmotiv.

    Der Faschismus entstand Anfang des 20. Jahrhunderts in Italien. Die politische Bewegung ist geprägt von rassistischem und rechtsextremem Gedankengut. Die Führung der faschistischen Partei in Italien übernahm Benito Mussolini, der mit Gewalt die Macht übernahm. Der Faschismus breitete sich auch in Deutschland aus, wo er als Nationalsozialismus bezeichnet wird.

    Der Nationalsozialismus ist eine politische Strömung, die in Deutschland 1918 nach dem Ende des Ersten Weltkriegs entstand. Im Rahmen des Nationalsozialismus etablierte sich 1933 unter der Leitung von Adolf Hitler eine Diktatur in Deutschland.

    Die Ziele des Nationalsozialismus waren es, Hass unter der Bevölkerung gegenüber Juden und Minderheiten zu schüren und im Krieg andere Länder zu erobern. Um die "deutsche Rasse" zu bewahren, verübten die Nationalsozialisten Verbrechen an allen Minderheiten, sowie die Massenmord der jüdischen Bevölkerung, die auch als Holocaust bezeichnet wird.

    "Mario und der Zauberer" – Zusammenfassung / Inhaltsangabe

    In der folgenden Inhaltsangabe erhältst Du eine Zusammenfassung der wichtigsten Begebenheiten aus "Mario und der Zauberer":

    Der kleine Küstenort Torre di Venere galt einst als ruhiger Rückzugsort, ist aber nun auch von den Touristenmassen überschwemmt worden. Mitten in der Hauptsaison August kommt die deutsche Familie des Ich-Erzählers dort an und bezieht das Grandhotel.

    Schnell wird der Familie klar, dass hier die adligen italienischen Touristen bevorzugt behandelt werden. Hinzu kommt, dass eine römische Fürstin fälschlicherweise behauptet, das Kind der Deutschen hätte einen hochansteckenden Keuchhusten. Obwohl der Arzt des Hotels bestätigt, dass von dem Husten keine Gefahr ausgeht, besteht der Hotelführer darauf, dass die Familie auszieht.

    Der Vorfall

    Die Familie soll in das Nebengebäude ausquartiert werden, entscheidet sich aber dazu, ihr Hotel zu wechseln. In der Pension Eleonora finden sie eine angenehmere Bleibe mit einer netten Gastgeberin und gutem Essen. Dennoch fühlt sich der Erzähler nicht wohl und findet keinen Gefallen an den Menschen und der Atmosphäre am Badeort Torre. Da die Stimmung bereits von ihrer schlechten Erfahrung im Grand Hotel gedrückt ist, werden nun auch Kleinigkeiten als äußerst störend wahrgenommen. Der Familienvater erlebt die Italiener im Badeort als laut, nationalistisch und fremdenfeindlich.

    Dies bestätigt auch ein Vorfall am Strand, als die achtjährige Tochter der Familie des Ich-Erzählers sich kurz auszieht. Die anderen Badegäste empören sich und bezeichnen die Nacktheit des Kleinkindes als anstößig. Der Tumult führt sogar dazu, dass die Behörden eingeschaltet werden und die deutsche Familie ein Bußgeld zahlen muss. Die Familie überlegt, vorzeitig abzureisen. Allerdings ist der Urlaub sowieso fast zu Ende und auch die Hauptsaison ist vorbei, sodass sich die Gesellschaft in dem Badeort bald ändern wird.

    Der Zauberkünstler

    Mit Beginn der Nachsaison weisen immer mehr Plakate auf den bevorstehenden Auftritt des Zauberkünstlers Cipolla hin. Die Kinder des Erzählers sind begeistert und möchten die Vorstellung besuchen. Da die Veranstaltung erst am späteren Abend beginnt, sind die Eltern zögerlich. Schließlich kaufen sie aber doch Eintrittskarten über die Pensionsbetreiberin Eleonora.

    Für die Zaubershow muss die Familie in einen verarmten Teil von Torre. Der Erzähler hat das Gefühl, dass der gesamte Ort zur Vorstellung gekommen sei. Der Zauberkünstler Cipolla lässt das Publikum einige Zeit warten, sodass der Ich-Erzähler sich noch im Raum umschauen kann. Dabei erkennt er auch den sympathischen Kellner Mario wieder, von dem die Familie zuvor schon in einem Café bedient wurde und den die Kinder in ihr Herz geschlossen haben. Als der Zauberer dann die Bühne betritt, vergleicht ihn der Erzähler mit einem Scharlatan aus vergangenen Zeiten. Cipolla trägt altmodische Kleidung und in seinem Gesicht zeichnen sich alte, verblassende Narben ab. Dadurch wirkt er ernst und unheimlich.

    Ein Scharlatan ist eine Person, die vorgibt, ein bestimmtes Wissen oder eine Fähigkeit zu besitzen, um damit Betrug, Geld oder andere Vorteile zu erlangen.

    Cipollas Auftritt

    Cipolla beginnt zu rauchen, ohne ein Wort zu sagen. Dadurch demonstriert er von Anfang an Selbstbewusstsein. Ein mutiger Mann aus dem Publikum spricht ihn schließlich an und wird daraufhin vom Magier aufgefordert, dem Publikum seine Zunge auszustrecken. Der Mann weigert sich. Cipolla lässt daraufhin seine Peitsche durch die Luft knallen und hypnotisiert den Mann mit seinem tiefen, starrenden Blick. Der Mann tut schließlich, was der Magier ihm befohlen hatte. Die Zuschauer zeigen sich beeindruckt und verwirrt zugleich. Die Hypnose hat funktioniert.

    Unter einer Hypnose versteht man einen künstlich hergestellten Zustand der Tiefenentspannung. Während der Hypnose befindet sich die hypnotisierte Person in einem schlafähnlichem Zustand, in dem sie besonders empfänglich für äußere Beeinflussung ist. Diese Fremdbeeinflussung wird auch Suggestion genannt. Dabei erlangt der Hypnotiseur Zugang zur inneren Gefühlswelt der hypnotisierten Person. Die Hypnose wird überwiegend im medizinischen Bereich angewendet, um Angstzustände und Depressionen oder auch Schmerzen zu behandeln. Es gibt aber auch Zauberküstler, welche die Hypnose für Unterhaltungszwecke verwenden.

    Die Vorstellung untermalt Cipolla regelmäßig mit Eigenlob und nationalistischen Phrasen – passend zur Stimmung, die der Erzähler schon den ganzen Urlaub lang vernimmt. An dem Badeort Torre die Venere lässt der bucklige Cipolla jedoch kein gutes Haar. Er nutzt jede Gelegenheit, den Ort zu verspotten, bis sich der gerade noch hypnotisierte Mann lautstark darüber beschwert. Daraufhin wird er erneut hypnotisiert, sodass er eine verrenkte Pose einnehmen muss.

    Es folgt ein Zahlenspiel, bei dem Cipolla eine Zahl verdeckt an die Tafel schreibt und sich von den Teilnehmern des Publikums nacheinander auch Zahlen nennen lässt. Die Auflösung des Tricks ist, dass die Zahlen des Publikums aufaddiert genau der Zahl entsprechen, die Cipolla zunächst verdeckt an die Tafel geschrieben hatte. Dem Zahlenspiel folgt ein Kartenspiel. Zwischen den einzelnen Tricks trinkt Cipolla Cognac, scheinbar, um bei Kräften zu bleiben.

    In der Pause wollen die Eltern nach Hause gehen, um die Kinder schlafen zu legen. Die Atmosphäre scheint ihnen ungeheuer und unpassend für ihre Kinder. Es handelt sich bei der Vorstellung mehr um eine Hypnoseshow, die die Willensfreiheit der Menschen infrage stellt und Macht über die Besucher ausübt. Somit handelt es sich bei Cipolla nicht um einen Magier, sondern eher um einen Hypnotiseur. Trotz allem gelingt es der Familie nicht, sich dem Schauspiel Cipollas zu entziehen und sie bleiben.

    Weitere Hypnoseopfer

    Es werden nun willkürlich Leute aus dem Publikum von Cipolla hypnotisiert. Ein Mann legt sich starr wie ein Brett auf zwei Stühle und gibt auch nicht nach, als Cipolla sich auf ihn setzt. Eine weitere Frau wird gedanklich nach Indien versetzt. Auch die Besitzerin der Pension Eleonora fällt Cipollas Hypnosefähigkeiten zum Opfer. Er versichert ihr, ein Verführer zu sein, von dem sie, trotz Protesten ihres Mannes, in den Bann gezogen wird. Ein römischer Mann weigert sich zwar standhaft gegen die Hypnose, führt letztlich aber doch den vom Zauberer verlangten Tanz auf. Das Publikum ist begeistert von Cipollas Fähigkeiten, sodass die Veranstaltung auch nach Mitternacht noch gut besucht ist.

    Mario und Cipolla

    Cipolla ruft nun den Kellner Mario auf die Bühne. Der Zauberer zieht Mario auf, weil er ein Halstuch trägt. Er sagt ihm großen Erfolg bei den Mädchen im Ort nach. Der junge Mann lacht darauf nur. Cipolla bohrt weiter nach und fragt, ob Mario von Liebeskummer geplagt sei. So erzählt der Kellner von Silvestra, einem Mädchen, das nicht an ihm interessiert sei. Nun hat Cipolla die Information, die er wollte. Er geht dazu über, so zu tun, als wäre er Silvestra, während er Mario hypnotisiert. Der glaubt nun wirklich, dem Mädchen gegenüberzusitzen, in das er verliebt ist.

    Der Zauberer fordert Mario schlussendlich auf, ihn zu küssen. Der Hypnotisierte tut, wie ihm geheißen und küsst Cipolla. Das Publikum ist von dieser Handlung belustigt und erst als die Peitsche knallt, kommt Mario wieder zu sich und bemerkt, was er getan hat. Der junge Mann stürmt außer sich vor Wut von der Bühne. Auf seinem Weg macht er ruckartig kehrt, zieht eine Waffe und erschießt Cipolla. Im Saal bricht daraufhin Panik aus und der Ich-Erzähler rennt mit seiner Familie aus dem Saal. Für die Kinder war nicht ersichtlich, dass die Schüsse real und nicht zu Cipollas Vorstellung gehörten. Das Ende wirkt auf den Erzähler zwar katastrophal, jedoch nimmt er es auch als eine Art Befreiung wahr.

    Die folgende Darstellung zeigt eine Szenenanalyse des wesentlichen Handlungsablaufs von Einleitung, Hauptteil und Schluss.

    Mario und der Zauberer Handlungsablauf StudySmarterAbb. 1 - Handlungsablauf in "Mario und der Zauberer"

    "Mario und der Zauberer" – Charakterisierung & Figurenkonstellation

    Für die zentralen Figuren aus "Mario und der Zauberer" wird nachfolgend deren Charakterisierung gezeigt:

    Der Ich-Erzähler

    • Ehemann und Vater von zwei Kindern,
    • selbstbewusst,
    • reflektiert,
    • stört sich schnell an etwas, z. B. laute Kinder,
    • bezieht die Störfaktoren auf die politische Lage Italiens,
    • ist sich anfangs der Manipulation durch Cipollas bewusst,
    • verliert schließlich auch seine Willenskraft an Cipolla,
    • empfindet den Tod des Zauberers als Befreiung.

    Die Kinder des Erzählers

    • lebensfroh, spontan,
    • unbefangen, neugierig,
    • sind der Auslöser für die Konflikte mit den Einheimischen,
    • überreden die Eltern, Cipollas Show zu besuchen,
    • sind beeindruckt von dem Magier, verstehen aber nicht, dass es sich um eine Machtdemonstration und nicht um eine Zaubershow handelt,
    • empfinden seinen Tod als Teil der Show.

    Mario

    • ca. 20 Jahre alt,
    • kommt aus einfachen Verhältnissen,
    • Kellner,
    • freundet sich mit der Familie an,
    • träumerisch und melancholisch,
    • unglücklich verliebt,
    • wird von Cipolla gedemütigt und manipuliert,
    • handelt als einziger gegen den Magier, indem er ihn tötet,
    • seine Tat ist für den Erzählernachvollziehbar.

    Cipolla

    • Cipolla bedeutet übersetzt "Zwiebel".
    • Ähnelt einem bösartigen Zirkusdirektor mit Reitpeitsche,
    • findet Selbstbestätigung durch die Ausübung von Macht,
    • Redekünstler,
    • lässt sich gern provozieren,
    • wählt willensschwache Personen für seine Zaubertricks aus,
    • kommentiert seine Machtausübung unverschleiert,
    • nutzt seine Macht gegenüber Mario und den anderen hypnotisierten Personen aus, da er sie vor dem gesamten Publikum zur Schau stellt,
    • demütigt Mario vor dem Publikum und wird von ihm infolgedessen erschossen.

    Mario und der Zauberer Figurenkonstellation in Mario und der Zauberer StudySmarterAbb. 2 - Figurenkonstellation in "Mario und der Zauberer"

    "Mario und der Zauberer" – Analyse von Aufbau, Erzählverhalten und Sprache

    Die nachfolgende Analyse zeigt Auffälligkeiten in Aufbau, Erzählverhalten und Sprache in "Mario und der Zauberer":

    Analyse des Aufbaus

    "Mario und der Zauberer" ist eine Novelle. Eine Einteilung in einzelne Kapitel wird nicht vorgenommen, jedoch kann der Text trotzdem in zwei Teile gegliedert werden.

    Erster Teil

    Der erste Teil stellt den Handlungsort und die Atmosphäre dar. Die Erzählung handelt von der Familie des Ich-Erzählers und ihrem Urlaub im Küstenort Torre. Dieser Abschnitt der Novelle kann auch als Exposition bezeichnet werden, da sich die Katastrophe bereits andeutet. Die Andeutungen sind im Text verstreut, sodass der Leser nicht direkt weiß, was passieren wird. Die Verteilung der Hinweise dient der Spannungssteigerung.

    Folgende Punkte sind Beispiele für die Exposition im Werk:

    • Mario wird zunächst unauffällig als Kellner vorgestellt.
    • Die fremdenfeindliche Haltung der Bewohner von Torre Touristen gegenüber überträgt sich anschließend in die angespannte Stimmung bei der Zaubershow.

    Als Exposition wird im Drama der Beginn des Textes bezeichnet, in dem die Hauptfiguren, Handlungsort und die Handlungszeit vorgestellt werden. Außerdem zeichnen sich in der Exposition schon erste Konflikte ab.

    Zweiter Teil

    Der zweite Teil enthält den Höhepunkt der Erzählung, da in diesem Abschnitt die Zaubershow stattfindet. Im ersten Teil der Novelle wird diese hauptsächlich durch die Kinder der Familie erwähnt, da sie die Veranstaltung besuchen wollen. Es wird ein Schatten vorausgeworfen, der auf eine Eskalation der angespannten Situation hindeutet.

    Im zweiten Teil wird der Veranstaltungssaal beschrieben. Außerdem wird der Hypnotiseur und Zauberer Cipolla vorgestellt. Der zweite Teil der Erzählung kann hier nochmals untergliedert werden:

    Zum einen in die erste Hälfte der Zauberveranstaltung und zum anderen in die zweite Hälfte nach der Pause sowie die Auseinandersetzung zwischen Mario und Cipolla.

    Erzählverhalten

    "Mario und der Zauberer" ist aus der Sicht des Ich-Erzählers verfasst. Er ist der namenlose Vater der Familie, die in Torre Urlaub macht und die Zaubervorführung besucht. Es wird nicht durchgehend in der Ich-Form erzählt, da der Vater ebenfalls aus der Sicht der gesamten Familie berichtet und die Wir-Form benutzt. Mit der Ich- bzw. Wir-Formulierung erschafft der Erzähler eine Abgrenzung zu den restlichen Figuren der Novelle. Das verstärkt den Eindruck einer feindseligen Haltung der Einheimischen gegenüber den deutschen Besuchern.

    Die Geschehnisse werden durch eine neutrale Darlegungsweise der Informationen wiedergegeben. Der Erzähler kommentiert also lediglich die Geschehnisse, welche von außen wahrnehmbar sind. Er nimmt außerdem nicht die Perspektive anderer Personen ein. Dadurch wird eine Distanz des Familienvaters zum Geschehen deutlich.

    Man warf sich im Gedränge auf Mario, um ihn zu entwaffnen, ihm die kleine, stumpfmetallne, kaum pistolenförmige Maschinerie zu entwinden, die ihm in der Hand hing, und deren fast nicht vorhandenen Lauf das Schicksal in so unvorhergesehene und fremde Richtung gelenkt hatte.

    Wir nahmen – nun also doch – die Kinder und zogen sie an dem einschreitenden Carabinierepaar vorüber gegen den Ausgang."

    Alle Zitate stammen, wenn nicht anders gekennzeichnet, aus Thomas Manns "Mario und der Zauberer" (1989, Frankfurt am Main: Fischer-Taschenbuch-Verlag)

    An diesem Beispiel, direkt, nachdem Mario auf Cipolla geschossen hat, wird die Distanz des Erzählers besonders deutlich. Er beschreibt detailgetreu die Vorgänge in der Halle, gibt jedoch nicht seine Gefühle preis.

    Die Distanz des Familienvaters kann damit begründet werden, dass er bzw. die Familie diesen unheilvollen Urlaub generell hinter sich lassen möchte. Da die Novelle auf Thomas Manns Italienreise beruht, kann diese Distanz jedoch auch bedeuten, dass sich der Autor selbst von der faschistischen Strömung in Italien distanzieren möchte und dies durch den Ich-Erzähler der Handlung vermittelt.

    Während der Ich-Erzähler im ersten Teil der Novelle eine aktive Rolle im Geschehen einnimmt, ist er bei der Zaubershow lediglich ein beschreibender Beobachter im Publikum. Zwischen ihm und den anderen Besuchern oder auch Cipolla findet keine Interaktion statt. Dies ist ebenfalls daran zu erkennen, dass er nur in der indirekten Rede spricht.

    Vor allem gab es nun eine Pause, und unser Gebieter zog sich zurück. Ich gestehe, dass ich mich vor diesem Punkte meines Berichtes gefürchtet haben, fast seit ich zu erzählen begann."

    Der Erzähler wendet sich ausschließlich an den Leser der Novelle, spricht hingegen nicht in der direkten Rede im Dialog, sondern nimmt die Rolle eines Berichterstatters ein.

    Analyse der Sprache

    "Mario und der Zauberer" ist in Standarddeutsch verfasst. Thomas Mann verwendet viele Adjektive, um den Handlungsort, die Stimmung und die vorkommenden Personen detailliert zu beschreiben. Die Sätze sind durch die bildliche Beschreibung oft lang, jedoch trotzdem leicht verständlich, da meist beschreibende Attribute aneinandergereiht werden.

    Das Obergesicht mit der eingedrückten Nase, die einen Sattel von Sommersprossen trug, trat zurück gegen das untere, von den dicken Lippen beherrschte, zwischen denen beim Sprechen die feuchten Zähne sichtbar wurden, und diese Wulstlippen verliehen zusammen mit der Verhülltest der Augen seiner Physiognomie eine primitive Schwermut, die gerade der Grund gewesen war, weshalb wir von jeher etwas übriggehabt hatten für Mario."

    Durch diese ausführliche und bildhafte Beschreibung von Mario hat der Leser ein genaues Bild des jungen Kellners vor Augen. Die Novelle wird dadurch lebhafter gestaltet, obwohl die direkte Rede eher selten verwendet wird.

    Die Verwendung von direkter Rede verleiht einer Erzählung mehr Dynamik.

    Ebenfalls sprachlich auffällig ist, dass der Erzähler von den Geschehnissen im Präteritum berichtet, aber in den Einwürfen, in denen er sich direkt an den Leser wendet, das Präsens verwendet.

    Die weiße Jacke, in der er servierte, kleidete ihn besser als das verschlossene Complet aus dünnem, gestreiftem Stoff, in dem er jetzt da hinaufstieg, keinen Kragen um den Hals, sondern ein geflammtes Seidentuch, über dessen Enden die Jacke geschlossen war."

    "Unfehlbar werden Sie mich fragen, warum wir nicht endlich weggegangen seien, - und ich muss Ihnen die Antwort schuldig bleiben."

    Die Verwendung der beiden Zeitformen verstärkt den Eindruck einer Berichterstattung. Der Erzähler informiert über die Geschehnisse der Vergangenheit und wendet sich direkt an den Leser, als würde er die Ereignisse persönlich erzählen.

    "Mario und der Zauberer" – Epoche / Zeitgeschichtlicher Hintergrund

    Die Novelle "Mario und der Zauberer" entstand vor dem Hintergrund der zunehmenden Radikalisierung der italienischen Bevölkerung. Nachfolgend wird auf den Einfluss der Epoche und des zeitgeschichtlichen Hintergrunds in "Mario und der Zauberer" eingegangen.

    Diese Radikalisierung fand noch vor dem Ersten Weltkrieg statt, dem Italien 1915 als Teil der Alliierten beitrat. Zwei Jahre später konnte Italien nicht mehr auf die Gebietsgewinne vertrauen, die ihnen einst von den Alliierten versprochen wurden. Stattdessen fand sich das Land am Ende seiner militärischen Kapazitäten wieder und die politische Landschaft war zerrüttet. Daraus folgte eine zunehmende Unzufriedenheit der Gesellschaft. Die politische Führung war jedoch nicht an sozialen Reformen interessiert, sondern auf den eigenen Profit bedacht.

    Ab 1919 bildeten sich unter der Führung von Benito Mussolini faschistische Gruppen. Diese sorgten mit Gewalt dafür, politische Gegner mundtot zu machen. Infolgedessen ernannte der damalige König Italiens, Viktor Emanuel III, Mussolini zum Ministerpräsident.

    Thomas Mann unternahm im Jahr 1926 eine Italienreise. Zu dieser Zeit herrschte Mussolini mit seiner als Diktator bereits über Italien. Die Stimmung im Land war aggressiv und nationalistisch, was Thomas Mann in "Mario und der Zauberer" aufgegriffen hat.

    Während er an seiner Novelle "Mario und der Zauberer" schrieb, etablierte sich langsam auch der Faschismus in Deutschland. Der Autor lebte zu dieser Zeit in München, wo auch Adolf Hitlers Aufstieg zur Macht seinen Lauf nahm. Vier Jahre nach Erscheinen des Werks stand auch das Deutsche Reich unter nationalsozialistischer Diktatur.

    "Mario und der Zauberer" diente als eine Warnung Thomas Manns vor der Bedrohung des Faschismus in Italien.

    Die Epoche der Neuen Sachlichkeit

    "Mario und der Zauberer" lässt sich der Literaturepoche der Neuen Sachlichkeit zuordnen. Dafür sprechen unter anderem die Darstellung der Gesellschaft und derer Probleme. Die Strömung zur Zeit der Weimarer Republik (1918–1933) beinhaltet eine sachliche und einfache Sprache. Auch dies ist in dem Werk von Thomas Mann gegeben. Die Folgen des Ersten Weltkriegs sowie die damit einhergehenden sozialen und wirtschaftlichen Probleme standen im Vordergrund. Dafür spricht auch die politische Dimension, in der die Handlung von "Mario und der Zauberer" spielt.

    Falls Du mehr zu der Epoche erfahren möchtest, klick doch in unseren Artikel "Neue Sachlichkeit"!

    "Mario und der Zauberer" – Autor Thomas Mann

    Thomas Mann wurde 1875 geboren. Sein vollständiger Name war Paul Thomas Mann und er stammte aus einer Kaufmannsfamilie. Thomas Mann hatte kein Abitur, war jedoch nach dem Tod seines Vaters in der Lage, allein von dessen Erbe zu leben. Als freier Schriftsteller folgte er beruflich seinem älteren Bruder Heinrich Mann. Bereits sein erster Roman "Die Buddenbrooks", der 1901 erschien, verhalf ihm zu großem Ruhm.

    In den Jahren nach seiner Hochzeit mit Katia Pringsheim folgten weitere große Erfolge mit den Werken "Tod in Venedig" und "Der Zauberberg". Im Jahr 1929 wurde ihm der Nobelpreis für Literatur verliehen. Zur Zeit des Nationalsozialismus wurden Thomas Manns Werke verboten. Außerdem wurde seine Familie verfolgt, da Mann das Regime offen kritisierte. Als Resultat verließ er Deutschland und zog zunächst in die Schweiz. Anschließend emigrierte er 1938 in die USA. Auch nach dem Krieg kehrte Thomas Mann nicht nach Deutschland zurück, sondern zog erneut nach Zürich, wo er 1955 starb.

    Mario und der Zauberer - Das Wichtigste

    • "Mario und der Zauberer" ist eine Novelle des deutschen Schriftstellers Thomas Mann, die zwischen 1926 und 1929 entstand und auf seiner Italienreise basiert.
    • Thomas Mann greift hier die faschistischen und nationalistischen Strömungen in Italien und Deutschland auf und kritisiert diese.
    • Die Novelle handelt von einer deutschen Familie, die in dem italienischen Badeort Torre di Venere Urlaub macht und Zeugen der Vorstellung des Hypnotiseurs Cipolla wird.
    • Bei Cipolla handelt es sich nicht um einen Zauberer, sondern um einen Hypnotiseur, der mit seiner Vorstellung Macht demonstriert und die Willensfreiheit infrage stellt.
    • Die Zaubervorstellung eskaliert und Mario erschießt Cipolla.
    • Die Novelle besitzt keine Kapitel, kann jedoch in zwei Teile gegliedert werden.
    • "Mario und der Zauberer" ist aus der Sicht des Erzählers verfasst, der distanziert von den Geschehnissen erzählt.
    Häufig gestellte Fragen zum Thema Mario und der Zauberer

    Warum erschießt Mario Cipolla?

    Mario wird von Cipolla auf der Bühne vor seinem gesamten Heimatort gedemütigt und manipuliert. Cipolla hypnotisiert Mario und gibt vor, dass er das Mädchen ist, in die Mario verliebt ist. Deshalb küsst Mario Cipolla. Die Situation eskaliert und Mario erschießt den Zauberkünstler. 

    Warum heißt Cipolla Cipolla?

    Cipolla ist italienisch und bedeutet Zwiebel. Wie eine Zwiebel, hat die Zaubershow mehrere Schichten, die mit einfachen Tricks beginnt und sich in ihrer Intensität steigert, bis die Situation eskaliert. 

    Wann spielte "Mario und der Zauberer"?

    "Mario und der Zauberer" basiert auf den Erlebnissen Thomas Manns Italienurlaub im Jahr 1926, in dem auch die Handlung spielt. 

    Warum ist "Mario und der Zauberer" eine Novelle?

    "Mario und der Zauberer" ist eine Novelle, da sie mit weniger als 200 Seiten eine mittellange Erzählung ist. Damit ist "Mario und der Zauberer" länger als eine Kurzgeschichte, aber kürzer als ein Roman. Außerdem handelt "Mario und der Zauberer" nur von einem Ereignis. 

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