Als Vers oder Verszeile bezeichnet man eine Zeile in einem Gedicht. Die Strophe besteht aus mehreren Versen. Einzelne Strophen werden durch Absätze voneinander getrennt.
Die Stanze ist eine dieser Strophenformen. Doch anhand welcher Merkmale erkennst Du eine Stanze in einem Gedicht und welche Wirkung erzeugt sie?
Gedichte und Strophenformen gehören zur literarischen Gattung der Lyrik. Klick Dich gern durch die Erklärung "Lyrik" auf StudySmarter, wenn Du mehr über diese Themen erfahren möchtest!
Stanze Gedicht – Strophenform und ihre Merkmale
Eine Stanze und ihre Merkmale können wie folgt definiert werden:
Eine Stanze ist eine Strophenform in Gedichten. Sie besteht meist aus acht Verszeilen und folgt dem Reimschema "abababcc". Das Metrum der Stanze äußert sich vorwiegend in einem fünfhebigen Jambus. Die Bezeichnung "Stanze" leitet sich von dem italienischen Wort stanza ab, das übersetzt "Raum" oder "Zimmer" bedeutet.
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Das Reimschema der Stanze
In der Regel folgt die Stanze dem Reimschema "abababcc". Das bedeutet, dass sich die ersten sechs Verse immer im Wechsel reimen, wohingegen sich die letzten zwei Versen direkt aufeinander reimen.
Ein Beispiel für eine Stanze findet sich im nachfolgenden Gedicht "Wiedergeburt" (1800) von Johann Wilhelm Süvern (1775–1829). Verse, die Reimpaare bilden, werden hier jeweils mit einer Farbe hervorgehoben.
a Ins Dunkel will des Jahres Licht sich neigen;b Des Lebens heiße Glut, sie kehret wiedera In ew’gen Feuers Schooß zurück; es schweigen,b Die sie entzündet, schon im Hain die Lieder;a Die Liebe flieht, und kalt entlöst den Zweigenb Sich mattes Laub, der Blumen Schmuck sinkt nieder.c Das Herz erstirbt, die Adern sind verschlossen,c Worin Gedeihn und Kraft sich frisch ergossen.1
Die achtversige Stanze mit dem Reimschema "abababcc" stellt die meistverwendete Strophenform in Gedichten dar. Es gibt jedoch auch Stanzen, die nur aus sechs Versen bestehen und demzufolge dem Reimschema "ababcc" folgen.
Das Metrum der Stanze
Es gibt verschiedene Arten von Metren, worunter sich die wichtigsten vier auf die folgenden beschränken:
In einer Stanze lässt sich im Regelfall das Metrum des fünfhebigen Jambus finden. Bei einem Jambus folgt stets eine betonte Silbe (X) auf eine unbetonte Silbe (x).
Betonte Silben eines Verses nennt man Hebungen, unbetonte Silben eines Verses werden hingegen als Senkungen bezeichnet.
Ein jambischer Vers in einem Gedicht ist folgendermaßen aufgebaut:
Wird nun noch einmal das Gedicht aus dem vorherigen Beispiel betrachtet, lässt hier der fünfhebige Jambus der Stanze identifizieren. Die Hebungen wurden im folgenden Beispiel durch Fettdruck hervorgehoben, während die Senkungen ohne Hervorhebung dargestellt sind.
a Ins Dunkel will des Jahres Licht sich neigen;b Des Lebens heiße Glut, sie kehret wiedera In ew’gen Feuers Schooß zurück; es schweigen,b Die sie entzündet, schon im Hain die Lieder;a Die Liebe flieht, und kalt entlöst den Zweigenb Sich mattes Laub, der Blumen Schmuck sinkt nieder.c Das Herz erstirbt, die Adern sind verschlossen,c Worin Gedeihn und Kraft sich frisch ergossen.1
Um ein besseres Gefühl dafür zu erhalten, wie der fünfhebige Jambus klingt, kann es helfen, das Gedicht einmal laut vorzulesen und auf die jeweiligen Betonungen zu achten.
Das obige Beispiel weist zudem ausschließlich weibliche Kadenzen auf.
Endet ein Vers mit einer betonten Silbe, wird dies als männliche Kadenz bezeichnet. Endet er mit einer unbetonten Silbe, wird von einer weiblichen Kadenz gesprochen.
Die Wirkung der Stanze Gedicht
Du fragst Dich nun, welche Bedeutung und Wirkung einer Stanze in einem Gedicht zukommt? Um diese Frage zu beantworten, muss das Reimschema der Stanze erneut betrachtet werden.
Das Reimschema der Stanze lautet in den meisten Fällen "abababcc" und kann in einen Kreuzreim und in einen Paarreim aufgeteilt werden.
Der Kreuzreim ist eine Reimform, bei der sich die aufeinanderfolgenden Verse einer Strophe jeweils abwechselnd reimen. Er wird deshalb auch Wechselreim genannt. Bei einer vierzeiligen Strophe würde das Reimschema "abab" lauten, bei einer sechszeiligen Strophe "ababab".
Mit einem Paarreim gehen folgende Merkmale einher:
Ein Paarreim ist eine Reimform, bei der sich jeweils zwei direkt aufeinanderfolgende Verse reimen. Bei einer vierzeiligen Strophe würden deshalb zum einen der erste und zweite Vers sowie zum anderen der dritte und vierte Vers jeweils ein Reimpaar bilden. Das Reimschema des Paarreims in einer vierzeiligen Strophe lautet "aabb".
Da sich folglich sagen lässt, dass die Stanze aus einer Zusammensetzung von einem sechszeiligen Kreuzreim und einem zweizeiligen Paarreim besteht, sollten die Wirkungen der jeweiligen Reime in Betracht gezogen werden.
Die Wirkung des Kreuzreims
Der Kreuzreim öffnet durch seine im Kreuz stattfindenden Reime immer einen "neuen Raum", da die Reimpaare hier nicht direkt beieinander liegen. Dieser entstandene Platz kann im Gedicht beispielsweise genutzt werden, um ein neues Thema einzuführen.
Der Rhythmus, der sich durch die Anordnung der Reime ergibt, wird oftmals als eine Art Wellenbewegung beschrieben, da der Reim immer im Wechsel stattfindet – vergleichbar mit den Bewegungen einer Welle, die zwischen "hoch" und "tief" schwanken.
Du kannst den Rhythmus erkennen, wenn Du ein Gedicht laut vorliest.
Die Wirkung des Paarreims
Der Paarreim verbindet immer zwei aufeinanderfolgende Verse direkt miteinander und stellt sie in einen Zusammenhang. In der Regel drücken Paarreime etwas Einfaches, Ursprüngliches aus. Dabei hat der Paarreim meist eine fröhlich klingende Wirkung.
In der Stanze haben die letzten zwei Verse, die sich in Form eines Paarreims äußern, etwas Abschließendes. Der zuvor im Wechsel stattfindende Reim wird beendet und durch die zwei aufeinanderfolgenden Reime geschlossen.
Stanze Gedicht – Das Wichtigste
- Eine Stanze ist eine Strophenform in Gedichten. Sie besteht überwiegend aus acht Verszeilen und folgt dem Reimschema "abababcc".
- Die Bezeichnung "Stanze" leitet sich von dem italienischen Wort stanza ab, das übersetzt "Raum" bedeutet.
Das Metrum der Stanze äußert sich vorwiegend in einem fünfhebigen Jambus. Das bedeutet, dass es fünf Hebungen (betonte Silben) in einem Vers gibt, worauf stets eine betonte auf eine unbetonte Silbe folgt.
Ein Beispiel für eine Stanze findet sich im Gedicht "Wiedergeburt" (1800) von Johann Wilhelm Süvern (1775–1829).
Die Wirkung der ersten Verse, die im Wechsel stattfinden, lassen sich als Wellenbewegung beschreiben, die immer wieder einen neuen Raum öffnen, wodurch z. B. ein neues Thema eingeführt werden kann.
Die letzten zwei Verse der Stanze, die sich in Form eines Paarreims äußern, haben eine abschließende Wirkung, weil sie den Wechselreim mit zwei direkt aufeinanderfolgenden Reimen auflösen.
Nachweise
- http://www.einladung-zur-literaturwissenschaft.de/index9e7c.html?option=com_content&view=article&id=297:6-1-stanze&catid=41:kapitel-6: Stanze. (20.07.2022)
- Horst Joachim Frank (1980). Handbuch der deutschen Strophenformen. Hanser.
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Gabriel Freitas ist AI Engineer mit solider Erfahrung in Softwareentwicklung, maschinellen Lernalgorithmen und generativer KI, einschließlich Anwendungen großer Sprachmodelle (LLMs). Er hat Elektrotechnik an der Universität von São Paulo studiert und macht aktuell seinen MSc in Computertechnik an der Universität von Campinas mit Schwerpunkt auf maschinellem Lernen. Gabriel hat einen starken Hintergrund in Software-Engineering und hat an Projekten zu Computer Vision, Embedded AI und LLM-Anwendungen gearbeitet.
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