Polynomdivision – Erklärung ganzrationaler Funktionen
Eine ganzrationale Funktion bezeichnet eine Funktion, die aus einem oder mehreren Polynomen aufgebaut ist. Deshalb wird sie auch oft als Polynomfunktion bezeichnet.
Sieh Dir dazu gerne noch einmal den Artikel "Polynome" genauer an.
Eine ganzrationale Funktion n-ten Grades ist eine Funktion der Form
Dabei stehen die Variablen für Werte der Koeffizienten vonmit ihren Exponenten n.
Stelle Dir diese abstrakte, allgemeine Form mit Zahlenwerten vor:
- Das n steht immer für den höchsten Exponenten von x (zum Beispiel für). Weiter enthält die Funktion nur noch entsprechend niedrigere Exponenten (,) von x ().
- Das a ist ein Platzhalter für die Koeffizienten oder Vorzahlen von,etc. Es kann beliebige Zahlenwerte einnehmen (beispielsweise oder).
Betrachte einmal eine klassische ganzrationale Funktion mit Zahlenwerten:
Es handelt sich hierbei um eine Funktion 5. Grades, da ihr höchster Exponent beträgt. Die Zahlen vor dem x (1, 2, -1, -2, -2 und -1) bezeichnet man als Koeffizienten.
Abbildung 1: Ganzrationale Funktion
Die Nullstellen X1, X2, X3, die Extremwerte (Hochpunkte und Tiefpunkte) und die Grenzwerte einer können bei einer sogenannten Kurvendiskussion bestimmt werden.
Abhängig davon, welche Werte man für a und n einsetzt, ergeben sich unterschiedliche ganzrationale Funktionen.
Abbildung 2: Verschiedene ganzrationale Funktionen
Konstante Funktionen
Konstante Funktionen sind Polynomfunktionen nullten Grades, da ihr höchstes Polynomist.
In der Grafik oben ist die konstante Funktiondargestellt. Sie ist identisch mit der x-Achse.
Allgemeine Form:
Lineare Funktionen
Lineare Funktionen sind Polynomfunktionen ersten Grades mitals höchstem Exponenten.
Sie werden als Gerade dargestellt, wie im Beispiel als.
Allgemeine Form:
Quadratische Funktionen
Parabeln sind Polynomfunktionen zweiten Grades. Ihr höchster Exponent liegt bei.
Du findest die Funktionim oberen Beispiel dargestellt.
Bei diesen drei einfachen Formen ganzrationaler Funktionen können die Nullstellen mithilfe von Äquivalenzumformungen oder Lösungsformeln bestimmt werden. Ab einer Polynomfunktion dritten Grades (etwaoder) ist das nicht mehr möglich. Um hierfür Nullstellen zu finden, muss die Polynomdivision angewendet werden.
Nullstellen – Definition
Eine Nullstelle ist die Stelle, an der der FunktionstermNull wird.
Eine Nullstelle einer Funktionist eine Zahl a aus der Definitionsmenge der Funktion, für diegilt.
Grafisch bezeichnet die Nullstelle den x-Wert des Schnitt- oder Berührpunktes einer Funktion f mit der x-Achse.
Du kannst Dir die Nullstellen mit der grafischen Darstellung veranschaulichen. Sie sind die Schnittpunkte der Funktion mit der x-Achse.
Abbildung 3: Nullstellen
Die Funktionhat also ihre Nullstellen an den Punkten,und. Um diese Punkte zu finden, musst Du entlang der x-Achse nach Überschneidungen mit der Funktion suchen.
,undbesitzen bei dieser Funktion die Koordinaten,und
. Hier fällt auf, dass die y-Koordinate immer Null ist. Das liegt daran, dass ein Punkt auf der x-Achse immer bei liegen muss.
Deshalb wird für die Nullstellen nur die eigentlich wichtige x-Koordinate in dieser Form angegeben:
hat Nullstellen bei,und.
Du kannst die Nullstellen einer Funktion auch berechnen. Eine Möglichkeit bei ganzrationalen Funktionen ist die Polynomdivision.
Polynomdivision – Formel & Erklärung
Bei der Polynomdivision wird versucht, eine beliebige ganzrationale Funktion in ein Produkt mit mehreren Faktoren umzuwandeln. Genauer bezeichnet man dies als Zerlegung in Linearfaktoren (also in die Form).
Für jede dieser Linearfaktoren lässt sich die zugehörige Nullstelle der Funktion bestimmen.
Die Polynomdivision bezeichnet die mathematische Vorgehensweise, mit der man zwei Polynome miteinander dividiert.
Sie basiert also auf dem Prinzip des schriftlichen Dividierens.
Im folgenden Beispiel lernst Du anhand der Funktiondie einzelnen Schritte kennen.
1. Schritt: Divisor finden
Finde durch Probieren eine Nullstelle der Funktion. Hierfür gibt es einen Trick: Nach dem Satz über rationale Nullstellen oder Lemma von Gauß können nur ganzzahlige Teiler des KoeffizientenNullstellen der ganzrationalen Funktion sein.
In der Beispielfunktion ist die Zahl 4 der letzte Koeffizient. Welche Zahlen (aus der Menge der ganzen Zahlen) sind ihr Teiler?
Es sind die Zahlenund.
Diese kannst Du ineinsetzen, um zu überprüfen, ob der Funktionsterm dort Null wird. Bei der Zahl 2 bestätigt sich:besitzt eine Nullstelle bei.
Ist eine Nullstelle beivorhanden, muss der zugehörige Faktor der Funktionheißen. Denn für 2 wird er Null und damit auch die gesamte Funktion.
Merke Dir diesen Term: Er ist der Divisor, mit dem Du im nächsten Schritt weiterrechnen musst.
2. Schritt: Polynomdivision durchführen
Jetzt kannst Du die Polynomdivision beginnen. Führe dafür eine schriftliche Division aus dem Funktionstermund dem im ersten Schritt gefundenen Divisordurch.
Dividiere den Faktorvon der gesamten Funktion. Hier die gesamte Rechnung im Überblick:
Sieh Dir diese Rechnung Schritt für Schritt an:
Schritt 2.1: Division
Zuerst teilst Du das vordere Polynom der Funktiondurch den Minuenden des Divisors, in diesem Fall durch x.
Das Ergebnisschreibst Du hinten an.
Schritt 2.2: Multiplikation
Nun multiplizierst Dumit. Das Ergebnis (hier) schreibst Du mit einem Minus vor der Klammer unter die Funktion, um den nächsten Schritt der Subtraktion vorzubereiten.
Schritt 2.3: Subtraktion
Führe jetzt eine schriftliche Subtraktion durch und schreibe die übrige Funktionsgleichung unter dem Strich auf.
Schritt 2.4: Wiederholung Division, Multiplikation, Subtraktion
Mit dem restlichen Funktionsteil beginnst Du wieder von vorne, indem Du erneut den ersten Summanden (diesmal) durch x teilst. Das Ergebnis (x) wird wieder hinten angeschrieben, danach mitmultipliziert und ein weiteres Mal schriftlich abgezogen.
Schritt 2.5: Wiederholung Division, Multiplikation, Subtraktion
Das Ganze geschieht noch ein letztes Mal, bis die Rechnung zu Null aufgeht und der 2. Faktor gefunden ist.
Damit erhältst Du folgende Gleichung:
3. Schritt: Nullstellen berechnen
Jetzt wird der restliche quadratische Teil in Linearfaktoren zerlegt. Dazu kannst Du die pq-Formel oder die Mitternachtsformel verwenden. Anschließend kannst Du das fertige Polynom aufschreiben und alle Nullstellen direkt ablesen.
Berechne die Nullstellen des 2. Faktorsmithilfe der pq-Formel. Die Nullstelle x1 kann direkt am ersten Faktor abgelesen werden:.
Damit hast Du mithilfe der Polynomdivision alle Nullstellen ermittelt. Das fertige Polynom lautet:
Abbildung 4: Polynomdivision Beispiel 1
Jede Polynomdivision verläuft in diesen Schritten. Wenn Du jedoch eine Funktion vierten oder fünften Grades vorliegen hast, musst Du die Schritte 1 und 2 mehrmals wiederholen.
Jetzt kannst Du Dich an das Beispiel einer Funktion vierten Grades wagen.
Ganz unten im Text findest Du eine weitere Übungsaufgabe, in der die Polynomdivision an einer Funktion dritten Grades durchgeführt wird.
Aufgabe
Finde die Nullstellen der Funktionmithilfe der Polynomdivision.
Lösung
1. Schritt: Divisor finden
Aufgrund des Tricks weißt Du, dass nur ganzzahlige Teiler des letzten Koeffizienten Nullstellen der Funktion sein können. Der letzte Koeffizient ist die Zahl 12 mit ihren Teilern. Versuche, erst einmal die leichten Zahlen zu testen. Beiwirst Du Erfolg haben:
2. Schritt: Polynomdivision durchführen
In diesem Schritt teilst Du die Funktionschriftlich durch den gefundenen Divisor.
Schritt 2.1: Division, Multiplikation, Subtraktion
Der erste Linearfaktor der Funktion wird durch das x des Divisors dividiert und hinten angeschrieben. Das Ergebnis multiplizierst Du mit dem Divisor und subtrahierst danach diesen Term schriftlich vom Funktionsterm.
Schritt 2.2: Division, Multiplikation, Subtraktion wiederholen
Schritt 2.3:
Schritt 2.4:
Damit hast Du die Funktion bereits in zwei Faktoren zerlegt. Sie sieht jetzt so aus:
An dieser Stelle kannst Du die Nullstellen noch nicht ermitteln, da der zweite Faktor noch immer eine Funktion dritten Grades ist.
Mit dem Term des zweiten Faktors musst Du deshalb eine zweite Polynomdivision durchführen, um ihn noch weiter zu zerlegen:
3. Schritt: Divisor finden
Finde nun erneut einen Divisor. Versuche es mit einigen der Zahlen, denn auch hier steht die Zwölf als letzter Koeffizient.
Fürergibt der Faktor Null. Du kannst alsoals Divisor verwenden.
4. Schritt: zweite Polynomdivision durchführen
Dividiere den Faktormit dem Divisor.
Schritt 4.1: Division, Multiplikation, Subtraktion
Schritt 4.2:
Schritt 4.3:
Somit hast Du auch diesen Faktor noch einmal zerlegt. Du erhältst nun die folgende Funktion f(x):
5. Schritt: Nullstellen bestimmen
Von dem quadratischen Teil der Funktion kannst Du jetzt wie gewohnt die Nullstellen bestimmen:
Damit hast Du bei einer Funktion vierten Grades alle Linearfaktoren bestimmt. Die zerlegte Funktion lautet:
Abbildung 5: Polynomdivision Beispiel 2
Polynomdivision mit Rest
Wie bei der Division () geht nicht jede Polynomdivision ohne Rest auf. Dieses Beispiel zeigt Dir den Sonderfall einer Polynomdivision mit Restwert.
Aufgabe
Die Funktionbesitzt eine Nullstelle bei. Führe eine Polynomdivision durch und gib die Funktion als Produkt an.
Lösung
1. Schritt: Die Funktionbesitzt eine Nullstelle bei. Das bedeutet, einer ihrer Faktoren mussheißen. Mit diesem Divisor führst Du nun die Polynomdivision durch.
2. Schritt: Polynomdivision in vier Teilschritten:
Schritt 2.1
Teile das erste Polynom () der Funktion durch den Minuenden des Divisors (). Das Ergebnis () wird hinten angeschrieben und mitmultipliziert. Diesen Term () subtrahierst Du jetzt schriftlich von der Funktion.
Schritt 2.2
Wiederhole diesen Teilschritt:
Schritt 2.3
Nutze ein letztes Mal die gleiche Vorgehensweise:
Schritt 2.4Die letzte Subtraktion geht nicht auf Null auf. Die übrige Zahl kann aber auch nicht mehr sinnvoll dividiert und weiterberechnet werden. Es handelt sich also um einen
Rest.
Bei einer Polynomdivision gibt man den Rest als Quotienten aus der Restzahl () und dem Divisor () an. Man schreibt diesen Ausdruck () an das Ende der Rechnung. Der berechnete Faktor
stellt aufgrund des Bruchterms am Ende eine gebrochen rationale Funktion dar.
Das Wissen über ganzrationale Funktionen reicht jetzt nicht mehr aus, um die Nullstellen zu bestimmen. Sieh Dir dazu den Artikel zu den "gebrochen rationalen Funktionen" an.
Weitere Möglichkeiten zur Berechnung von Nullstellen ganzrationaler Funktionen sind:
Polynomdivision anwenden – Aufgaben zum Üben
Um das Gelernte noch einmal zu üben, kannst Du hier versuchen, eine Polynomdivision selbst durchzuführen.
Aufgabe
Finde die Nullstellen der Funktion , indem du eine Polynomdivision anwendest.
Tipp: Die Funktion hat eine Nullstelle bei .
Lösung
1. Schritt: Eine Nullstelle der Funktionliegt bei. In der Faktorschreibweise der Funktion muss also der Faktorenthalten sein.
2. Schritt: Die Funktionkannst Du deshalb durchdividieren, um einen weiteren Faktor zu ermitteln. Dies geschieht in drei Teilschritten:
Schritt 2.1
Teile das erste Polynom () der Funktion durch den Minuenden des Divisors (x). Das Ergebnis wird hinten angeschrieben:
Multipliziere das Ergebnis der Rechnung mit:
Diesen Term () subtrahierst Du jetzt schriftlich von der Funktion:
Schritt 2.2
Wiederhole diese Teilschritte ein weiteres Mal:
Schritt 2.3 Nach dem letzten Schritt geht die Polynomdivision auf Null auf:
Damit kannst Du die Funktionsgleichung jetzt folgendermaßen schreiben:
3. Schritt: Um die Nullstellen der quadratischen Funktion zu erhalten, kannst Du wieder die pq-Formel anwenden.
Die fertig zerlegte Funktion lautet:
Die Nullstellen der Funktionliegen bei,und.
Polynomdivision – Das Wichtigste
- Eine ganzrationale Funktion n-ten Grades ist eine Funktion der Form
Dabei stehen die Variablenfür Werte der Koeffizienten vonmit ihren Exponenten n.
Eine Nullstelle einer Funktionist eine Zahl a aus der Definitionsmenge der Funktion, für diegilt.
Grafisch bezeichnet die Nullstelle den x-Wert des Schnitt- oder Berührpunktes einer Funktion f mit der x-Achse.
Die Polynomdivision ist die mathematische Vorgehensweise, durch die man zwei Polynome miteinander dividiert.
Vorgehen bei der Polynomdivision:
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