Quellenamnesie – Definition
Die Quellenamnesie ist ein Phänomen des menschlichen Gedächtnisses. Eine Quellenamnesie entsteht, da Menschen eine Information und ihre Herkunft an verschiedenen Orten im Gehirn abspeichert. Das führt dazu, dass manchmal ein Teil der Information fehlt.
Die Quellenamnesie (auch Quellenfehlattribution genannt) beschreibt die Eigenschaft des Gedächtnisses, dass der Mensch Fakten unabhängig ihrer Quelle speichern.
Folglich kann ein Individuum über ein bestimmtes Wissen verfügen (z. B., dass ein Igel Winterschlaf hält) ohne sich daran erinnern zu können, wann und wo es die Information erlangt hat (z. B. durch den Schulunterricht in der ersten Klasse).
Quellenamnesie – Psychologie
Die Quellenamnesie kann ein Grund dafür sein, dass man Informationen einer falschen Quelle zuordnet. Die fehlerhafte Zuordnung resultiert dann in sogenannten falschen Erinnerungen. Unter "falschen Erinnerungen" (false memories) werden die persönlichen Erinnerungen einer Person verstanden, die nachweislich nicht auf real existierende und real erlebte Ereignisse zurückzuführen sind. Denn Erinnerungen sind keine exakten Kopien der Erfahrungen eines Menschen. Vielmehr sind sie von einem selbst konstruiert und anfällig für Fehler.
Einen Fakt, den Du lernst, und die Quelle, aus der dieser Fakt stammt, werden an unterschiedlichen Stellen im Gehirn bzw. im Hippocampus abgespeichert: Die Quelle einer Information befindet sich im autobiografischen Gedächtnis, der gelernte Fakt ist im semantischen Gedächtnis verortet.
Das autobiografische Gedächtnis, auch episodisches Gedächtnis genannt, speichert die persönlichen Erlebnisse eines Menschen und definiert im weitesten Sinne die Persönlichkeit eines Individuums.
Das semantische Gedächtnis umfasst das komplette Faktenwissen eines Menschen. Es beinhaltet sämtliches Allgemeinwissen, dass der Mensch im Laufe seines gesamten Lebens ansammelt.
Das Gehirn speichert also verschiedene Aspekte einer Information an unterschiedlichen Orten. Um eine Erinnerung zum Vorschein zu bringen, musst Du die Teile wieder richtig zusammensetzen. Bei diesem Vorgang neigt der Mensch dazu, lückenhafte Erinnerungen selbst und teilweise unbewusst zu vervollständigen.
Der Hippocampus stellt den Arbeitsspeicher des Gehirns dar und ist die Schaltstelle zwischen dem Kurz- und dem Langzeitgedächtnis. Er ist ein Teil des limbischen Systems und spielt eine wesentliche Rolle bei Gedächtnisleistungen. Im Hippocampus entscheidet sich, ob Informationen aus dem Kurzzeitgedächtnis auch im Langzeitgedächtnis aufgenommen werden.
Quellenamnesie – Beispiel
Eine Quellenamnesie kann z. B. dadurch auftreten, dass man ein Individuum fortlaufend Fehlinformationen aussetzt. In diesem Fall kann es sogar dazu kommen, dass es Ereignisse als wahr ansieht und abspeichert, die eigentlich nie stattgefunden haben. Schau Dir an, welchen Einfluss Erzählungen Deiner Eltern auf Deine Kindheitserinnerungen haben können:
Deine Eltern haben dir in deiner Kindheit oft erzählt, dass du am ersten Tag im Kindergarten vom Klettergerüst gefallen bist und danach eine blutige Nase hattest. Du kannst dich als du älter bist gar nicht mehr an den Vorfall erinnern, aber da deine Eltern ihn immer wieder erzählen, wenn das Thema Kindergarten aufkommt, bist du der Meinung dich sehr wohl selbst daran erinnern zu können, obwohl deine Erinnerung nur aus den Erzählungen deiner Eltern besteht.
Auch Träume können zu einer Quellenamnesie führen. Es kommt häufig vor, dass Menschen nicht genau unterschieden können, ob sie gewisse Ereignisse wirklich erlebt haben oder ob die Erinnerung aus einem Traum stammt.
Mehr über das Thema Fehlerinnerung erfährst Du in der Erklärung *Echte und falsche Erinnerungen".
Während es sich bei der Quellenamnesie um ein alltägliches Phänomen des Gedächtnisses handelt, beschreibt eine Amnesie eine medizinische Diagnose einer Form der Gedächtnisstörung und den Verlust des Gedächtnisses für zeitliche oder inhaltliche Erinnerungen. Sie kann vorübergehend, aber auch dauerhaft sein. Zu den Ursachen einer Amnesie zählen unter anderem Unfälle mit Schädel-Hirn-Verletzungen, Gehirnerschütterungen, epileptische Anfälle, Demenz oder Gehirnentzündungen.
Es gibt verschiedene Arten von Amnesien. Zu den häufigsten Arten von Amnesien gehören:
- Die retrograde Amnesie bezieht sich auf zurückliegende Informationen.
- Die anterograde Amnesie beeinflusst neue Informationen.
- Die transiente Amnesie ist vorübergehend und dauert in der Regel zwischen einer und 24 Stunden an.
- Bei der kongraden Amnesie können sich die Betroffenen nicht an ein spezifisches Ereignis erinnern.
- Die psychogene Amnesie betrifft vorangegangene traumatische Erfahrungen und Erlebnisse, an die sich der/die Betroffene nicht mehr erinnern kann.
Quellenamnesie – Das Wichtigste
- Die Quellenamnesie ist ein Phänomen des Gedächtnisses, bei dem Informationen unabhängig von ihrer Quelle gespeichert werden.
- Eine Information wird im semantischen Gedächtnis gespeichert, die Quelle der Information befindet sich im autobiografischen Gedächtnis.
- Die Aufteilung der Informationen in mehrere Bereiche macht es dem Menschen schwer, die verschiedenen Teile beim Erinnern wieder korrekt zusammenzuführen.
- Unter falschen Erinnerungen (Englisch false memories) werden die persönlichen Erinnerungen einer Person verstanden, die nachweislich nicht auf real existierende und real erlebte Ereignisse zurückzuführen sind.
- Während es sich bei der Quellenamnesie um ein alltägliches Phänomen des Gedächtnisses handelt, beschreibt eine Amnesie eine medizinische Diagnose einer Form der Gedächtnisstörung und den Verlust des Gedächtnisses für zeitliche oder inhaltliche Erinnerungen.
Nachweise
- onmeda.de: Amnesie. (03.07.2022
- spektrum.de: Quellenamnesie. (03.07.2022)
- Grundwissen Psychologie - Sekundarstufe II (2021). Cornelsen Verlag GmbH.
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Gabriel Freitas ist AI Engineer mit solider Erfahrung in Softwareentwicklung, maschinellen Lernalgorithmen und generativer KI, einschließlich Anwendungen großer Sprachmodelle (LLMs). Er hat Elektrotechnik an der Universität von São Paulo studiert und macht aktuell seinen MSc in Computertechnik an der Universität von Campinas mit Schwerpunkt auf maschinellem Lernen. Gabriel hat einen starken Hintergrund in Software-Engineering und hat an Projekten zu Computer Vision, Embedded AI und LLM-Anwendungen gearbeitet.
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