Das Zustandekommen dieses Gleichgewichts ist in der Realität jedoch selten der Fall. Und wenn die Nachfrage nach einem bestimmten Gut das Angebot übersteigt, entsteht ein Nachfrage-Überhang.
Nachfrageüberhang – Definition
Nachfrage: Unter Nachfrage versteht sich die Gütermenge, die die Konsumenten zu einem bestimmten Preis kaufen wollen.
Angebot: Das Angebot ist die Gütermenge, die von den Erzeuger*innen zu einem bestimmten Preis angeboten wird.
In der Praxis stellt sich selten eine Gleichgewichtsmenge oder ein Gleichgewichtspreis ein. Das liegt daran, dass dafür die folgenden Voraussetzungen gelten müssten, die in der Regel nicht komplett erfüllbar sind:
- rationale Marktteilnehmer
- keine Transaktionskosten
- keine Rückkopplung
Mehr zu dem Gleichgewicht auf einem Markt, dem Gleichgewichtspreis und der Gleichgewichtsmenge erfährst Du in unserer Erklärung zum Marktgleichgewicht.
Bei einem Nachfrageüberhang befindet sich der Markt in einem Zustand des Ungleichgewichtes. Der Nachfragende möchte zu einem niedrigen Preis mehr Produkte kaufen als die, die der Anbietende bereit ist, zu produzieren. Die Konsumenten können dann nicht die Menge an Gütern kaufen, die sie gerne kaufen würden. Je tiefer der Preis ist, zu dem die angebotenen Güter verkauft werden, desto höher ist der Nachfrageüberschuss.
Ein Nachfrageüberhang entsteht dann, wenn auf einem Markt die Nachfrage nach einem bestimmten Gut das Angebot übersteigt. Es werden nämlich mehr Güter nachgefragt als die, die die Anbieter zu einem bestimmten Preis herstellen bzw. anbieten.
Wenn Du annimmst, Avocados würden nur 0,50 € kosten, dann würde die Nachfrage nach Avocados rasant steigen. Nachfragende, die zuvor eher etwas anderes konsumiert haben, würden nun anfangen, Avocados zu konsumieren. So profitieren sie von dem niedrigen Preis. Zu diesem Preis würde jedoch kaum noch jemand Avocados anbauen. Dadurch kommt es zu einem Nachfrageüberhang – die Nachfrage nach Avocados ist höher als das Angebot.
Wenn möglich, werden deshalb die Preise für Avocados angehoben. Daraus resultieren zwei Effekte: Bei einem höheren Preis werden wieder mehr Avocados angeboten und die Kunden kaufen wieder weniger Avocados. Der Preis wird so lange angehoben, bis sich das Marktgleichgewicht wieder einstellt und genau so viele Avocados angeboten werden, wie die Konsumenten nachfragen.
Angebotsüberhang
Es existiert nicht nur die Option, dass die Nachfrage auf dem Markt das Angebot übersteigt. Ein umgekehrter Überhang ist ebenso möglich. Das bedeutet, das Angebot auf einem Markt übersteigt die Nachfrage.
Gründe für Angebotsüberhang
Diese Gründe sprechen für einen Angebotsüberhang:
- Nachfragende besitzen die Verhandlungsmacht
- Die Konkurrenz auf der Anbieterseite ist groß
- Bei den Nachfragenden ist eine Marktsättigung eingetreten (aufgrund einer Überproduktion)
Folgen von Angebotsüberhang
Bei einem Nachfrageüberhang steigen die Preise. Umgekehrt sinken die Preise bei einem Angebotsüberhang.
Avocados kosten in diesem Fall 10 €. Die Anbietenden sind gereizt, Avocados anstelle von anderen Gütern zu produzieren, um von den hohen Preisen profitieren zu können. Die Nachfrage nach Avocados würde jedoch aufgrund des hohen Preises sinken.
Manchmal werden Angebotsüberhänge künstlich unterdrückt. Das bedeutet, dass Lebensmittel einfach vernichtet werden.
Nachfrageüberhang – Ursachen
Ein Nachfrageüberhang entsteht dann, wenn der Marktpreis nicht im Gleichgewicht ist, sondern unter dem Gleichgewichtspreis liegt. Daraus resultiert eine Knappheit an Gütern. Diese treibt die Anbieter dazu an, die Preise zu erhöhen, bis wieder ein Gleichgewichtspreis herrscht und somit das Marktgleichgewicht wieder hergestellt ist.
Auf freien Märkten kann ein kurzfristiger Nachfrageüberhang entstehen. Das geschieht beispielsweise, wenn die Nachfrage aus gewissen Gründen innerhalb von kurzer Zeit stark ansteigt oder das Angebot rasant sinkt. Aufgrund von steigenden Preisen wird sich dieser Nachfrageüberhang aber schnell wieder zurückbilden.
Bei einem freien Markt unterliegen Angebot und Nachfrage nur der staatlichen Wettbewerbspolitik, ansonsten können sie sich frei entfalten.
Es gibt allerdings auch Märkte mit verbindlichen Höchstpreisen. Das bedeutet, dass der Staat einen Höchstpreis für ein bestimmtes Gut oder eine Dienstleistung festlegt. In diesem Fall können die Anbieter ihre Preise trotz des Nachfrageüberhangs nicht erhöhen und die Nachfrage übersteigt das Angebot längerfristig.
Der Staat legt Höchstpreise fest, um Konsumenten vor übermäßig hohen Preisen zu schützen. Sie werden vor allem in Zeiten des wirtschaftlichen Mangels festgelegt, damit gewährleistet werden kann, dass die Verbraucher*innen weiterhin mit lebensnotwendigen Gütern und Dienstleistungen versorgt werden.
Ruf Dir noch einmal das Beispiel der Avocados in den Kopf. Angenommen, der Gleichgewichtspreis für Avocados läge bei 2,00 €. Der Staat hat jedoch einen Höchstpreis von 1,50 € festgelegt. In diesem Fall wäre es nicht möglich, das Marktgleichgewicht wieder herzustellen.
Aktuell wird über die Höchstpreise für Benzin oder Diesel diskutiert. Damit hast Du auch ein gegenwärtiges und sehr exklusives Beispiel für Höchstpreise.
Durch die staatlich verordneten Höchstpreise kommt es oft zu Nachfrageüberhängen. Dadurch können Schwarzmärkte entstehen, auf denen die Güter zu höheren Preisen gehandelt werden als vom Staat erlaubt. Diese Märkte haben Erfolg, da Unternehmen bei einem Nachfrageüberschuss aufgrund der sinkenden Gewinne ihre Produktion verringern oder einstellen müssen. Um Schwarzmärkten entgegenzuwirken, muss der Staat Maßnahmen ergreifen.
Als Beispiel für solche Maßnahmen kannst Du Dir die zwangsweise Verpflichtung der Unternehmen vorstellen, lebensnotwendige Güter zu produzieren oder zu rationieren. Das kann z. B. durch die Ausgabe von Bezugsscheinen oder Lebensmittelmarken geschehen.
Da Nachfrageüberhänge unwirtschaftlich sind, ist es wichtig, einen Preis zu finden, bei dem die Anbieter genau so viel produzieren, wie von den Konsumenten nachgefragt wird, damit ein Marktgleichgewicht bzw. Gleichgewichtspreis wieder herrschen.
Exogene Variablen
Exogen bedeutet, dass etwas von äußeren Ursachen beeinflusst wird. Exogene Variablen sind nämlich die Variablen, die den Nachfrageüberhang von außen beeinflussen.
Der Nachfrageüberhang ist in der Regel nicht einzig und allein auf den Preis zurückzuführen. Andere Gründe können unter anderem sein:
- Trends
- Preise anderer Güter
Setzt sich im Inland ein bestimmter Trend durch, so steigt die Nachfrage nach einem Gut auch beim gleichen Preis. Ist der Trend vorbei, dann fällt die Nachfrage wieder.
Ein aktueller Trend ist eine vegetarische oder vegane Ernährung. Dadurch steigt die Nachfrage nach Fleischersatzprodukten. Diese werden momentan sehr teuer gehandelt und es kommen immer mehr Anbieter hinzu.
Nachfrageüberhang – Das Wichtigste
- Bei einem Nachfrageüberhang kommt der Markt aus dem Gleichgewicht: Die Nachfrage nach einem Gut oder einer Dienstleistung übersteigt das Angebot.
- Je niedriger der Preis, desto höher der Nachfrageüberschuss.
- Neben dem Nachfrageüberhang existiert auch ein Angebotsüberhang.
- Aus einem Nachfrageüberschuss resultiert eine Güterknappheit, die die Anbieter dazu antreibt, die Preise so weit zu erhöhen, bis wieder ein Gleichgewichtspreis erreicht ist.
- Der Staat legt teilweise Höchstpreise fest, die verhindern sollen, dass die Preise zu sehr ansteigen.
- Nachfrageüberhänge sind nicht nur von Preisen abhängig, sondern auch von sogenannten exogenen Variablen.
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Lily Hulatt ist Digital Content Specialist mit über drei Jahren Erfahrung in Content-Strategie und Curriculum-Design. Sie hat 2022 ihren Doktortitel in Englischer Literatur an der Durham University erhalten, dort auch im Fachbereich Englische Studien unterrichtet und an verschiedenen Veröffentlichungen mitgewirkt. Lily ist Expertin für Englische Literatur, Englische Sprache, Geschichte und Philosophie.
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Gabriel Freitas ist AI Engineer mit solider Erfahrung in Softwareentwicklung, maschinellen Lernalgorithmen und generativer KI, einschließlich Anwendungen großer Sprachmodelle (LLMs). Er hat Elektrotechnik an der Universität von São Paulo studiert und macht aktuell seinen MSc in Computertechnik an der Universität von Campinas mit Schwerpunkt auf maschinellem Lernen. Gabriel hat einen starken Hintergrund in Software-Engineering und hat an Projekten zu Computer Vision, Embedded AI und LLM-Anwendungen gearbeitet.
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