Homo Oeconomicus Definition – einfach erklärt
Das Modell des Homo Oeconomicus beschreibt den idealen Menschen, der nur nach wirtschaftlichen Aspekten denkt und handelt.
Der Homo Oeconomicus ("ökonomischer Mensch") verfolgt nur wirtschaftliche Ziele und ist durch ein rationales Verhalten, das Streben nach Nutzenmaximierung und die vollständige Kenntnis der wirtschaftlichen Entscheidungsmöglichkeiten gekennzeichnet.
Nach dieser Theorie strebt der Mensch nach dem maximalen eigenen Nutzen und handelt immer zum eigenen Vorteil, um seine Bedürfnisse zu befriedigen.
Homo Oeconomicus Modell – Merkmale
Das Modell stellt den "realen Menschen" sehr vereinfacht dar, um komplexe Sachverhalte und wirtschaftliche Abläufe verständlich erklären zu können.
Abbildung 1: Homo Oeconomicus Modell
Die Abbildung zeigt die vier wichtigen Eigenschaften des Homo Oeconomicus auf:
- Rationales Handeln
- Nutzenmaximierung
- Vollständige Marktinformation
- festgelegte Präferenzen
Rationales Handeln
Die erste Eigenschaft des Homo Oeconomicus ist das rationale Handeln. Man geht davon aus, dass der Mensch in der Lage ist, für seine Ziele alle Vor- und Nachteile gegeneinander abzuwägen und alle Entscheidungen ohne Emotionen zu treffen. Der "Homo Oeconomicus" trifft seine Wahl also ausschließlich mit dem Verstand. Dabei steht das Ziel immer im Vordergrund. Er wählt aus den verschiedenen Handlungsoptionen die Option mit dem besten Kosten-Nutzen Verhältnis.
Das Wort "ratio" kommt aus dem Lateinischen und bedeutet Vernunft.
Nutzenmaximierung
Eine weitere Eigenschaft ist die Nutzenmaximierung beziehungsweise Gewinnmaximierung. Hier wird zwischen zwei Sichtweisen unterschieden: einmal die Sicht des Verbrauchers und die Sicht des Anbieters.
Der Homo Oeconomicus möchte als Verbraucher mit minimalem Aufwand den maximalen persönlichen Nutzen erreichen. Der Verbraucher entscheidet sich also immer für die Alternative, die ihm selbst den höchsten Nutzen bringt. Dem Anbieter hingegen geht es darum, den höchstmöglichen Gewinn zu erzielen.
Der Produzent eines Produktes minimiert die Herstellungskosten, verkauft das Produkt auf dem Markt teurer und maximiert somit seine Gewinnspanne.
Der Verbraucher dagegen hat das Ziel, für das Produkt mit hohem Nutzen so wenig Geld wie möglich auszugeben.
Du benötigst eine neue Regenjacke. Die Jacke soll wasserdicht sein, vor Wind und Kälte schützen, dann hätte sie den maximalen Nutzen für dich. Nun suchst du dir die Jacke aus, die all diese Eigenschaften hat und zum niedrigsten Preis angeboten wird.
Dabei beachtet der Homo Oeconomicus die ökonomischen Prinzipien.
Vollständige Marktinformation
Nach dem Modell verfügt der Homo Oeconomicus über die vollständigen Informationen, die er zum Treffen einer Entscheidung braucht. Alle zur Verfügung stehenden Alternativen und die daraus folgenden Konsequenzen sind ihm also bekannt. Man spricht hier auch von der "vollständigen Markttransparenz". Sollten sich Marktbedingungen verändern, weiß der Homo Oeconomicus darüber Bescheid und kann entsprechend darauf reagieren und handeln.
Du möchtest einen neuen Stuhl kaufen. Als Homo Oeconomicus kennst Du die Preise dieses Produkts bei allen Händlern, die dafür infrage kommen, und triffst davon abhängig Deine Entscheidung.
Festgelegte Präferenzen
Des Weiteren besagt das Modell, dass der Mensch seine inneren Präferenzen nicht ändert.
Jeder Mensch hat unterschiedliche Präferenzen und jeder bewertet den Nutzen eines Gutes anders. Diese Präferenzen ändern sich im Laufe des Lebens häufig. Um das Modell zu vereinfachen, geht man aber davon aus, dass diese Präferenzen konstant bleiben beziehungsweise festgelegt sind.
Gründe, weshalb sich Präferenzen ändern, sind externe und ökonomische Faktoren. Nach dieser Annahme verändern sich Deine Präferenzen nicht wegen innerer Entscheidungen oder Emotionen, sondern weil sie von außen beeinflusst werden. Emotionale Gründe werden beim Homo Oeconomicus vollkommen außer Acht gelassen.
Stell dir vor, Du hast bald Deinen Führerschein und möchtest Dir dann ein neues Auto kaufen. Da Du ein rational denkender Mensch bist, schaust Du Dich nur nach "bodenständigen" Automarken um, nicht nach Luxusautomarken. Von deinen Emotionen lässt Du Dich nicht beeinflussen. (Rationales Handeln)
Wenn Du Dich nun für eine Marke entschieden hast, suchst Du nach einem für dich passenden Modell — also nach einem Modell, das dir den maximalen Nutzen bringt. Wärst du verheiratet und hättest Kinder, würdest Du Dich vielleicht eher für einen Van interessieren, weil dieses Modell den größten Nutzen hätte. (Nutzenmaximierung)
Des Weiteren entscheidest Du Dich für das Auto mit dem Benzinmotor, anstatt für das Auto mit Dieselmotor, da seit neustem hohe Steuern für Dieselautos anfallen. Hättest Du früher vielleicht eher ein Dieselauto gekauft, haben sich nun Deine Präferenzen geändert. Das liegt an den äußerlichen ökonomischen Faktoren, in dem Fall die hohe Steuer. Nach dem Modell des Homo Oeconomicus haben sich Deine Präferenzen nicht verändert, weil Du nun beispielsweise auf die Umwelt achten möchtest. (<festgelegte Präferenzen)
Jetzt weißt Du, welches Auto du kaufen möchtest. Also vergleichst Du alle Händler auf dem Markt, kennst alle Angebote und suchst den Händler aus, der Dir das Auto zum besten Preis bietet. (Vollständige Marktinformationen)
Homo Oeconomicus Kritik am Modell
Der größte Kritikpunkt am Modell des Homo Oeconomicus ist die Realitätsferne. Die Kritikpunkte lauten:
- irrationales Handeln des Menschen
- keine vollständigen Marktinformationen vorhanden
- Präferenzen verändern sich
- nicht immer Nutzenmaximierung
Am häufigsten wird genannt, dass der Mensch in der Realität nicht immer ökonomisch rational handelt und keine vollständigen Informationen über den Markt besitzt. In der Praxis verhalten sich Menschen deutlich komplexer.
Der Mensch handelt in der Realität irrational, da er sich von seinen Emotionen, Medien, anderen Personen etc. beeinflussen lässt. Auch trifft er impulsiv Entscheidungen. Der Mensch wird beispielsweise von Werbung beeinflusst und kauft Produkte, die ihn vom Design her ansprechen, die er aber eigentlich gar nicht wirklich braucht.
Ein Beispiel dafür sind Zigaretten. Menschen geben dafür Geld aus, obwohl Zigaretten keinen Nutzen haben und sogar der eigenen Gesundheit schaden.
Beeinflusst werden die Menschen auch durch emotionale Werbung, die einen dazu bewegen sollen für verschiedene Zwecke zu Spenden. Nach dem Modell des Homo Oeconomicus würde man aber nur spenden, wenn man daraus auch einen eigenen Vorteil hat.
Der Homo Oeconomicus würde nach der Theorie auch nie ein Luxusprodukt kaufen, nur um seinen Status darzustellen. In der Realität trifft dies aber nicht immer zu.
Die Annahme, über die vollständigen Marktinformationen zu verfügen, kann auch nicht immer erfüllt werden. Für eine einzelne Person ist es nicht möglich, über die gesamten Preise aller angebotenen Produkte und dessen Preisveränderungen Bescheid zu wissen.
Das Modell des Homo Oeconomicus vereinfacht bewusst solche komplexen Sachverhalte, da sich auf diese Weise Zusammenhänge verständlicher erklären und verdeutlichen lassen.
Homo Oeconomicus – Das Wichtigste
- Homo Oeconomicus = Modell vom Handeln des Menschen
- Nach dieser Theorie trifft der Mensch seine Entscheidungen stets rational und zum eigenen Vorteil.
- Die wichtigsten Eigenschaften des Modells sind: Rationalität, Nutzenmaximierung, vollständige Marktinformation und festgelegte Präferenzen.
- Gefühle, Geschmäcker, Mode, unvollständige Marktinformationen stehen einer rationalen Entscheidung entgegen.
- In der Realität handelt der Mensch oft irrational. Präferenzen verändern sich.
- Menschen achten nicht immer auf den maximalen Nutzen eines Produktes.
- Dennoch ist das Modell des Homo Oeconomicus hilfreich, um komplexe wirtschaftliche Zusammenhänge besser zu verstehen.
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Gabriel Freitas ist AI Engineer mit solider Erfahrung in Softwareentwicklung, maschinellen Lernalgorithmen und generativer KI, einschließlich Anwendungen großer Sprachmodelle (LLMs). Er hat Elektrotechnik an der Universität von São Paulo studiert und macht aktuell seinen MSc in Computertechnik an der Universität von Campinas mit Schwerpunkt auf maschinellem Lernen. Gabriel hat einen starken Hintergrund in Software-Engineering und hat an Projekten zu Computer Vision, Embedded AI und LLM-Anwendungen gearbeitet.
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