Beschaffungsstrategien: Definition und Grundlagen
In der Betriebswirtschaftslehre (BWL) sind
Beschaffungsstrategien essentiell, um die Versorgung eines Unternehmens mit Gütern und Dienstleistungen sicherzustellen. Sie helfen dabei, Kosten zu optimieren, Lieferzeiten zu verkürzen und die Qualität der bezogenen Produkte zu verbessern.
Beschaffungsstrategien sind langfristig angelegte, systematische Pläne und Vorgehensweisen zur Gestaltung der Beschaffungsprozesse eines Unternehmens.
Beschaffungsstrategien Beispiele: Single, Dual, Multiple
Es gibt unterschiedliche Arten von Beschaffungsstrategien, die je nach Anforderungen und Zielen des Unternehmens gewählt werden können. Einige Beispiele sind:
Single Sourcing bezeichnet die Beziehung eines Unternehmens zu einem einzelnen Lieferanten. Hierbei wird nur ein einziger Lieferant für ein bestimmtes Gut oder eine Dienstleistung beauftragt.
Dual Sourcing bedeutet, dass ein Unternehmen zwei verschiedene Lieferanten für ein bestimmtes Gut oder eine Dienstleistung auswählt. Dies kann Risiken verringern, indem beispielsweise die Abhängigkeit von einem Lieferanten reduziert wird.
Bei
Multiple Sourcing bezieht ein Unternehmen Güter oder Dienstleistungen von mehreren Lieferanten. Der Vorteil liegt in der Flexibilität und der Möglichkeit, noch besser auf Angebots- und Qualitätsänderungen des Marktes reagieren zu können.
Global Sourcing: Vor- und Nachteile
Global Sourcing beschreibt die Strategie, bei der ein Unternehmen auch international nach geeigneten Lieferanten sucht. Dies kann verschiedene Vorteile, aber auch Nachteile mit sich bringen:
Vorteile von Global Sourcing können beispielsweise Kosteneinsparungen, Zugang zu neuen Märkten und Technologien sowie die Nutzung des Know-hows von internationalen Experten sein. Nachteile können eine geringere Kontrolle über die Lieferkette, erhöhte Lieferzeiten und mögliche Kommunikationshindernisse sein.
Modular Sourcing: Anwendung und Vorteile
Modular Sourcing ist eine Strategie, bei der ein Unternehmen ein Produkt oder eine Dienstleistung in einzelne Module unterteilt und für jedes Modul den optimalen Lieferanten auswählt. Dabei wird ein Hauptlieferant definiert, der einen Großteil des Produktes oder der Dienstleistung liefert, während ergänzende Module von anderen Lieferanten bezogen werden. Diese Herangehensweise kann Effizienzvorteile und Kosteneinsparungen ermöglichen sowie die Qualität des Endproduktes steigern.
Beschaffungsstrategien A Güter: Bedeutung in der BWL
Im Rahmen der Materialwirtschaft sind sogenannte A Güter von besonderer Bedeutung. A Güter verfügen über einen hohen Wertanteil, jedoch nur über einen geringen Mengenanteil. Ihre
Beschaffung erfordert daher besondere Aufmerksamkeit im Beschaffungsprozess.
A Güter sind materielle und immaterielle Ressourcen mit einem hohen Wert- und einem geringen Mengenanteil innerhalb des Beschaffungsprozesses eines Unternehmens.
ABC XYZ-Analyse: Anwendung in der Beschaffungsstrategie
Die ABC XYZ-Analyse ist ein hilfreiches Instrument im Rahmen der Beschaffungsstrategien und ermöglicht eine detaillierte Kategorisierung von Gütern:
ABC-Analyse: Kategorisierung der Güter nach ihrem Wertanteil:
A Güter: hoher Wertanteil, geringer Mengenanteil
B Güter: mittlerer Wertanteil, mittlerer Mengenanteil
C Güter: geringer Wertanteil, hoher Mengenanteil
XYZ-Analyse: Kategorisierung der Güter nach der Bedarfsprognose-Sicherheit:
X Güter: Sicherheitsbestand wird prognostiziert
Y Güter: Sicherheitsbestand ist teils prognostiziert, teils unsicher
Z Güter: Sicherheitsbestand ist unsicher
Die Kombination von ABC und XYZ-Analysen kann dabei helfen, die Beschaffungsstrategie optimal auf die spezifischen Anforderungen eines Unternehmens auszurichten und somit die
Effektivität des Beschaffungsprozesses zu steigern. A Güter erfordern beispielsweise eine hohe Planungssicherheit und eine enge Zusammenarbeit mit den Lieferanten, während bei C Gütern der Fokus auf einer kosteneffizienten Beschaffung liegen kann.
Die Entwicklung von Beschaffungsstrategien in der BWL
Die Entwicklung von Beschaffungsstrategien in der Betriebswirtschaftslehre ist ein wichtiger Prozess, der die Effizienz und Wettbewerbsfähigkeit eines Unternehmens maßgeblich beeinflusst. Dabei werden verschiedene Beschaffungsstrategien wie Single Sourcing, Dual Sourcing und Multiple Sourcing eingesetzt, um die unterschiedlichen Anforderungen und Ziele eines Unternehmens bestmöglich zu erfüllen. In den folgenden Abschnitten werden diese Strategien und ihre Anwendungsbeispiele, Vorteile und Risiken näher beleuchtet.
Single Sourcing: Definition und Anwendungsbeispiele
Single Sourcing bezeichnet die Beschaffung von Gütern und Dienstleistungen von einem einzigen Lieferanten. Dabei vertraut das Unternehmen in vollem Umfang auf diesen Lieferanten und ist somit von dessen Leistungsfähigkeit und Zuverlässigkeit abhängig.
Ein typisches Anwendungsbeispiel von Single Sourcing ist die enge Zusammenarbeit mit einem strategischen Partner in der Zulieferindustrie. Vorteile dieser Strategie sind unter anderem:
- Kosteneinsparungen durch Mengenrabatte oder Skaleneffekte
- Vereinfachung der Lieferkette und weniger Koordinationsaufwand
- Mögliche enge Zusammenarbeit und Kommunikation mit dem Lieferanten im Bereich Forschung und Entwicklung
Zu den Nachteilen zählen:
- Hohes Risiko der Abhängigkeit von einem einzigen Lieferanten
- Mögliche Qualitätsprobleme oder Lieferverzögerungen, wenn sich der Lieferant in Schwierigkeiten befindet
- Wechsel zu anderen Lieferanten kann aufwändig und teuer sein
Dual Sourcing: Vorteile und Risiken
Dual Sourcing ist eine Beschaffungsstrategie, bei der ein Unternehmen zwei Lieferanten für die Bereitstellung eines bestimmten Gutes oder einer Dienstleistung heranzieht. Dadurch wird die Abhängigkeit von einem einzelnen Lieferanten reduziert und das Risiko besser verteilt.
Die Vorteile von Dual Sourcing umfassen:
- Reduzierung der Abhängigkeit von einem einzelnen Lieferanten
- Möglichkeit, Lieferanten miteinander zu vergleichen und in Wettbewerb treten zu lassen
- Flexibilität: Wenn ein Lieferant ausfällt oder seinen Verpflichtungen nicht nachkommen kann, steht ein zweiter Lieferant zur Verfügung
Die Risiken dieser Strategie beinhalten:
- Höhere Kosten aufgrund von kleineren Bestellmengen bei beiden Lieferanten
- Aufwändigere Koordination und Kommunikation mit zwei Lieferanten
- Unterschiedliche Liefer- und Produktqualitäten können zu Ineffizienzen im Produktionsprozess führen
Multiple Sourcing: Flexible Beschaffung in der BWL
Multiple Sourcing beschreibt die Strategie, Güter und Dienstleistungen von mehreren Lieferanten zu beziehen. Diese Praxis bietet eine hohe Flexibilität und eine ausgeprägte Anpassungsfähigkeit an Marktveränderungen, Qualitätsentwicklungen und Kostenstrukturen.
Die Vorzüge von Multiple Sourcing sind vielfältig:
- Hohe Flexibilität und Anpassungsfähigkeit an Versorgungs- und Preisänderungen
- Minderung von Risiken durch Diversifikation der Lieferantenbasis
- Möglichkeit, Lieferanten hinsichtlich Qualität, Preis und Lieferbedingungen optimal auszuwählen
Einige potenzielle Nachteile von Multiple Sourcing sind jedoch:
- Erhöhter administrativer Aufwand durch die Koordination mehrerer Lieferanten
- Kostenintensivere Auftragsvergaben, da Bestellungen auf verschiedene Lieferanten aufgeteilt werden
- Zeitaufwändiger Lieferantenwechsel im Falle von Produktionsproblemen oder anderen Schwierigkeiten
Optimierung von Beschaffungsstrategien für effiziente Abläufe
Die Optimierung von Beschaffungsstrategien spielt eine wesentliche Rolle, um effiziente Abläufe in Unternehmen zu gewährleisten. Dazu gehören die Analyse der bestehenden Beschaffungsstrategien, die Auswahl der passenden Strategie sowie die Erfolgsmessung und Anpassung der gewählten Strategien.
Analyse der bestehenden Beschaffungsstrategien
Um die optimale Beschaffungsstrategie für ein Unternehmen zu entwickeln, ist es zunächst notwendig, die bestehenden Strategien zu analysieren und ihre
Effektivität zu evaluieren. Dazu gehören folgende Schritte:
- Überprüfung und Identifizierung der aktuellen Beschaffungsstrategien und -methoden
- Analyse von Material- und Lieferantenkosten sowie der Lieferzeiten und -qualität
- Untersuchung des Beschaffungsrisikos, welches sich aus der Abhängigkeit von einzelnen Lieferanten oder Marktveränderungen ergibt
- Überprüfung des Beschaffungsmanagements hinsichtlich Organisation, Prozesse und Systeme
Auswahl der passenden Beschaffungsstrategie
Nach der Analyse der bestehenden Strategien gilt es, die für das Unternehmen am besten geeignete Beschaffungsstrategie auszuwählen. Diese Auswahl kann auf Grundlage verschiedener Kriterien erfolgen:
Beispiele für Auswahlkriterien bei der Wahl einer Beschaffungsstrategie sind: Kosten, Verfügbarkeit, Qualität, Flexibilität, Lieferzuverlässigkeit und Risiko.
Um die passende Beschaffungsstrategie zu finden, sollten folgende Faktoren berücksichtigt werden:
- Unternehmensziele (z.B. Wachstum, Profitabilität, Marktanteil)
- Ressourcen und Kapazitäten des Unternehmens
- Gütergruppen (A Güter, B Güter, C Güter)
- Lieferantenportfolio und Lieferantenbewertung (z.B. durch Lieferantenaudits)
- Marktumfeld (z.B. Wettbewerb, Preise, Lieferantenanzahl)
- Risikomanagement (z.B. durch Diversifikation der Lieferantenbasis oder Dual Sourcing-Strategien)
Erfolgsmessung und Anpassung von Beschaffungsstrategien
Nach der Auswahl und Implementierung der entsprechenden Beschaffungsstrategie ist es entscheidend, deren Erfolg zu messen und gegebenenfalls Anpassungen vorzunehmen. Dabei sind verschiedene Meilensteine und Kennzahlen wichtig:
- Kostenreduktion: Einsparungen bei Materialkosten, Bearbeitungskosten und Lagerkosten
- Qualitätsverbesserung: Reduzierung von Fehlerraten, Reklamationen und Produktionsausfällen
- Lieferzeitvislässigkeit: Erhöhung der Liefertreue und termintreue Lieferungen
- Flexibilität: Verkürzung von Reaktionszeiten auf Marktveränderungen und Anpassung an individuelle Kundenwünsche
Eine regelmäßige Überprüfung dieser Kennzahlen hilft, die Effektivität der gewählten Beschaffungsstrategie zu beurteilen und gegebenenfalls Anpassungen vorzunehmen. Dabei können sowohl interne als auch externe Faktoren eine Rolle spielen, wie zum Beispiel sich verändernde Marktbedingungen, Unternehmensziele oder technologische Entwicklungen.
Beschaffungsstrategien - Das Wichtigste
- Beschaffungsstrategien Definition: langfristige Pläne zur Gestaltung von Beschaffungsprozessen
- Beispiele für Beschaffungsstrategien: Single Sourcing, Dual Sourcing, Multiple Sourcing
- Global Sourcing: Vorteile (Kosteneinsparungen, Zugang zu neuen Märkten) und Nachteile (geringere Lieferkettenkontrolle, höhere Lieferzeiten)
- Modular Sourcing: Produkt in einzelne Module unterteilt für optimale Lieferantenauswahl
- A Güter: hoher Wertanteil, jedoch geringer Mengenanteil, besondere Bedeutung in der BWL
- ABC XYZ-Analyse: Kategorisierung von Gütern zur Unterstützung bei der Beschaffungsstrategie
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Gabriel Freitas ist AI Engineer mit solider Erfahrung in Softwareentwicklung, maschinellen Lernalgorithmen und generativer KI, einschließlich Anwendungen großer Sprachmodelle (LLMs). Er hat Elektrotechnik an der Universität von São Paulo studiert und macht aktuell seinen MSc in Computertechnik an der Universität von Campinas mit Schwerpunkt auf maschinellem Lernen. Gabriel hat einen starken Hintergrund in Software-Engineering und hat an Projekten zu Computer Vision, Embedded AI und LLM-Anwendungen gearbeitet.
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